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Politische Kultur erzgebirgischer Bergstädte (1470-1648)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247217255
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war die vergleichende Untersuchung der politischen Kultur erzgebirgischer Bergstädte in der Frühen Neuzeit. Das Projekt ging von der Hypothese aus, dass sich die Besonderheiten des Typus „Bergstadt“ nicht allein auf ökonomische, soziale und rechtliche Dimensionen beschränken, sondern dass sie auch und gerade auf der politischen Ebene zu verorten sind. Im Laufe der Projektarbeit zeichnete sich frühzeitig ab, dass eine Schwerpunktverlagerung und eine Präzisierung der Fragestellung notwendig war. Statt allgemein nach der politischen Kultur erzgebirgischer Bergstädte zu fragen, wurde der Fokus stärker auf den Bergbau und die Funktionsweise der sächsischen Bergverwaltung gelegt. In Anbindung an das Konzept der akzeptanzorientierten Herrschaft (Stefan Brakensiek) blieb dabei die Untersuchung der Bergstädte ebenso wie das Konzept der politischen Kultur weiterhin ein wichtiger Stützpfeiler des Projekts. Das Projekt fragt in seiner Neuausrichtung nach der Entstehung, Formalisierung und Funktionsweise von Verwaltungsstrukturen vom späten 15. bis zum Ende des 16. Jahrhundert unter den spezifischen Bedingungen des Bergbaus. Dadurch wurden drei Fragehorizonte miteinander verknüpft: Erstens wurde auf der Mikroebene ein Beitrag zur Geschichte der sächsischen Bergverwaltung geleistet, wobei auf Grund des begrenzten Forschungstandes zahlreiche Aspekte der Verwaltung, von der Buchhaltung bis hin zu der Ausstattung der Diensträume, durch kleinteilige Archivarbeit erstmalig rekonstruiert werden konnten. Zweitens nahm das Projekt auf der Mesoebene systematisch die Frage nach der Ausgestaltung und Formalisierung von Verwaltungsstrukturen unter den frühkapitalistischen Bedingungen des sächsischen Bergbaus auf und versuchte aus einer neuen Perspektive nach dem Zusammenhang von Herrschaft, Kapitalismus, städtischer Gesellschaft und Verwaltung zu fragen. Auf dieser Grundlage konnte drittens auf der Makroebene die bislang in der Frühneuzeitforschung zu selten systematisch gestellte Frage diskutiert werden, was vormoderne Organisationen sind und wie man diese untersucht. Eine These des im Kontext des Projekts angesiedelten Promotionsprojekts von Franziska Neumann ist, dass die spezifischen Bedingungen des Bergbaus vor allem zur Ausbildung einer Schauseite von Verwaltung führten. Diese Schauseite diente in einem gewissen Sinne als Rationalitätsinszenierung, durch die der sozialen Umwelt der Verwaltung vermittelt werden konnte, dass der Bergbau entgegen einer ständischen und auf personeller Verflechtung basierenden Logik auf rationalen, das heißt auf sach- und nicht personengebundenen Entscheidungsprämissen begründet war. Zugespitzt formuliert: Dort, wo Verwaltung für die Gewerken sichtbar wurde, inszenierte sie sich im Gewand der formalen Organisation.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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