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Die ersten 72 Stunden überleben - Megaurbane disaster response in Zeiträumen begrenzter Staatlichkeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Frauke Kraas
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247189623
Als hochkomplexe anthropogene Systeme unterliegen Megastädte erheblichen naturräumlichen und anthropogenen Risiken. Für die Prävention von Zivilisationsfolgenkatastrophen und speziell für das disaster management, insbesondere in den Phasen der response und recovery, stellen für Megastädte in Entwicklungs- und Schwellenländern eine besondere Herausforderung dar. Denn die große Vielfalt informeller Prozesse und Strukturen, die staatliche Funktionen hier in vielen Bereichen komplementieren bzw. häufig gänzlich substituieren, erzwingen andere Reaktionen als in sog. Industriestaaten. Auch in der disaster response übernimmt informelles Agieren im Zuge der Selbstorganisation, insbesondere auf der Seite der betroffenen Bevölkerung, eine gezwungenermaßen tragende - bisher jedoch kaum verstandene - Rolle, da staatliche disaster response erfahrungsgemäß erst mit kritischer Zeitverzögerung einsetzt, wenn sie nicht vollends ausbleibt. Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, die Rolle des informellen Agierens in den kritischen ersten 72 Stunden der disaster response tiefergehend zu verstehen und somit greifbarer zu machen für die Theoriebildung des (internationalen) disaster managements sowie der risiko- und katastrophenbezogenen Governance, die in ihren Konzepten und Instrumenten solchen Strukturen und Prozessen gegenüber bisher kaum Berücksichtigung schenken, zumal im „Westen“ erprobte „good practices“ in die Entwicklungs- und Schwellenländer oft ohne spezifische Anpassung übertragen werden. Ein tiefergehendes, empiriebasiertes Verständnis der Selbstorganisation in den kritischen ersten Stunden und Tagen nach Eintritt eines Hazards katastrophalen Ausmaßes ist auch im Kontext des resilience building unverzichtbar. Eine äquivalenzfunktionalistische Analyse der Strukturen und Prozesse der ersten 72 Stunden der disaster response während vergangener Überschwemmungskatastrophen in Jakarta/Indonesien stellt die Basis der Untersuchung dar, die es durch die Nebeneinanderstellung funktional äquivalenter Strukturen und Prozesse ermöglicht, „neue“ Formen des Agierens und letztendlich „neue“ Akteure zu identifizieren. Die Datengrundlage dieser Analyse wird durch die Anwendung ausgewählter qualitativer Methoden vor Ort generiert. Partizipative Methoden und Expertengespräche bilden den Kern des Methodenkanons.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen