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Analyse und Förderung wissenschaftlichen Denkens in der Lehrerbildung

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246685049
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wissenschaftliches Denken hat eine hohe Bedeutung für die Planung, Gestaltung und Reflexion pädagogischer Prozesse, der Erwerb von Kompetenzen in diesem Bereich ist daher ein wichtiges Lernziel im Lehramtsstudium. Im Rahmen dieses Projektes wurden Fähigkeiten zur Generierung und Analyse wissenschaftlicher Erklärungen von problematischen schulischen Situationen betrachtet. Im Rahmen einer Diagnosestudie, die der Analyse von Stärken und Schwächen der Studierenden beim wissenschaftlichen Denken diente, wurden leitfadengestützte Interviews mit Lehramtsstudierenden durchgeführt und qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden die Komplexität der präsentierten Problemstellungen erfassten; sie generierten multikausale und mehrdimensionale Erklärungen. Jedoch bezogen sie sich bei der Erklärung eher auf Alltagstheorien anstatt auf wissenschaftliche Theorien und empirische Befunde. Zudem hatten die Studierenden teilweise Schwierigkeiten beim Verstehen präsentierter wissenschaftlicher Erklärungen. In einer ersten Interventionsstudie wurde eine Lerneinheit zur Förderung wissenschaftlichen Erklärens erprobt, die problem- und instruktionsorientierte Lernprinzipien miteinander kombinierte sowie das Lernen aus Fehlern integrierte. Zur Optimierung dieses Ansatzes wurden in einem 2x2-faktoriellen Design die Art der in der Lerneinheit zu analysierenden Fehler (eigene vs. fremde) sowie die Anzahl der inhaltlichen Kontexte (uniforme vs. multiple) experimentell variiert. Erhoben wurden das Analyse- und Generierungswissen bezüglich wissenschaftlicher Erklärungen sowie das konzeptuelle Erklärungswissen. In allen Experimentalgruppen erzielten die Studierenden einen signifikanten Lernfortschritt vom Prä- zum Posttest in allen erhobenen Wissensarten. Hinsichtlich der Förderung des konzeptuellen Erklärungswissens und des Analysewissens waren fremde Fehler lernwirksamer; hinsichtlich des Generierungswissens die Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern. Generell waren uniforme Kontexte effektiver als multiple Kontexte. In einer zweiten Interventionsstudie erfolgte die Bearbeitung der Lerneinheit kooperativ in Dyaden. Drei verschiedene Modi sozialer Interaktion (Transaktivität) wurden mit Hilfe von Kooperationsskripts experimentell variiert: schnelle Konsensbildung, konfliktorientierte Konsensbildung und integrationsorientierte Konsensbildung. Erhoben wurden erneut das Analyse- und Generierungswissen bezüglich wissenschaftlicher Erklärungen sowie das konzeptuelle Erklärungswissen. Hinsichtlich des konzeptuellen Erklärungswissens zeigte sich eine Überlegenheit der Dyaden mit schneller Konsensbildung. Für die Förderung des Generierungswissens waren die Gruppen mit konfliktorientierter Konsensbildung effektiver als die Gruppen mit integrationsorientierter und schneller Konsensbildung. Beim Analysewissen zeigten sich keine Gruppenunterschiede. Zudem wurden in dieser Studie prozessbezogene Daten zu den Interaktionsprozessen untersucht. Es zeigten sich überwiegend harmonische und konstruktive Interaktionsprozesse in den Dyaden. In der Bedingung mit konfliktorientierter Konsensbildung waren die Diskurse umfangreicher. Dies steht in Einklang mit den Effekten hinsichtlich des Generierungswissens. Die entwickelten Maßnahmen förderten das wissenschaftliche Denken bei Lehramtsstudierenden. Die Lernwirksamkeit der Fehlerart schien von der jeweiligen zu fördernden Wissensart abhängig zu sein. Generell war die Auseinandersetzung mit wenigen unterschiedlichen Themengebieten effektiver als die Bearbeitung einer höheren Anzahl an Themengebieten. Hinsichtlich der Modi der sozialen Interaktion zeigten sich folgende Befunde: Zum Erlernen von Fakten reichten schnelle koordinative Absprachen, während für den Erwerb komplexer Wissensarten Diskurse mit höherer Transaktivität notwendig waren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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