Biolographes. Literary creativity and biological knowledge in the 19th century
Final Report Abstract
Das deutsch-französische Forschungsprojekt „Biolographes“ setzte sich zum Ziel, systematisch die Zirkulation biologischen Wissens und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Bildung literarischer Formen im französischen 19. Jahrhundert zu untersuchen. Ein Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Funktionen biologischen Wissens auf der Ebene des Inhalts, der Schreibweise und der Poetik literarischer Texte gelegt. Die hierfür notwendige Untersuchung der Beziehungen zwischen Wissenschaftsgeschichte und Literaturgeschichte sowie der zwischen diesen beiden Bereichen bestehenden Überschneidungen und Diskrepanzen bildete eine weitere Hauptachse der Forschungsarbeit; dazu gehörte auch die Untersuchung der Netzwerke (réseaux), denen Literaten und Naturwissenschaftler angehörten. Ebenfalls wurde die textgenetische Perspektive mit einbezogen. Die sowohl in fachwissenschaftlichen als auch populärwissenschaftlichen Zeitschriften enthaltenen Diskurse dienten als Basis einer Forschungsarbeit, die das vielschichtige und spannungsvolle Zusammenwirken zwischen wissenschaftlicher und literarisch-ästhetischer Diskursbildung darzustellen bestrebt war. Die aus diesem Spannungsverhältnis resultierende Dynamik, welche zur sukzessiven Ausdifferenzierung eines noch weitgehend unscharfen Biologiebegriffes beitrug, konnte anhand der untersuchten Texte nachvollzogen werden. Ein Teil der Forschungsergebnisse wurde durch von Informatikern entwickelte Visualisierungstools zugänglich gemacht. Die dreijährige, interdisziplinäre Forschungsarbeit eines deutsch-französischen Teams aus Literaturwissenschaftlern, Wissenschaftshistorikern und Informatikern kann zusammenfassend als eine Syntheseleistung betrachtet werden, durch die die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Wissenschaftsdiskursen, Vulgarisierung und literarisch-ästhetischer Transformation im französischen 19. Jahrhundert nachdrücklich erhellt wurden.
Publications
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« Les effets narratifs de la science dans la littérature : Stifter et Flaubert », in: Épistémocritique 14 (Herbst 2014)
Klinkert, Thomas
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Das Wissen der Poesie. Lyrik, Versepik und die Wissenschaften im 19. Jahrhundert, Berlin / Boston, de Gruyter, 2015
Hufnagel, Henning; Krämer, Olav (Hg.)
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Flaubert, les sciences de la nature et de la vie = Gustave Flaubert, 2015
Séginger, Gisèle (Hg.)
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« Savoir de la science et savoir de la littérature. À propos du Docteur Pascal de Zola et de Giacinta de Capuana », in: Épistémocritique 15 (Herbst 2015)
Klinkert, Thomas
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Ernst Haeckel – ein kreativer Denker am Schnittpunkt der Disziplinen, in: Lendemains, Bd. 41, Nr. 162/163 (2016)
Hufnagel, Henning; Jäger, Frank; Wanlin, Nicolas (Hg.)
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« L’esthétique et le vivant. Temps historique, temps culturel et temps biologique chez Baudelaire », in: Arts et Savoirs 7 (2016)
Klinkert, Thomas
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« Une approche textométrique pour étudier la transmission des savoirs biologiques au XIXe siècle », in: Erudit. Nouvelles perspectives en sciences sociales, Volume 12, Numéro 1, Novembre 2016, S. 221–253
Gambette, Philippe ; Lechevrel, Nadège
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Les sciences naturelles à Rouen au XIXe siècle. Muséographie, vulgarisation et réseaux scientifiques, Paris, Éditions Matériologiques, 2017
Percheron, Bénédicte
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Littérature et savoirs du vivant. Morphologies et temporalités = Arts et savoirs. Littérature et savoirs du vivant, 7, 2017
Séginger, Gisèle (Hg.)
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Wissen und Diskurshoheit. Zum Wissenschaftsbezug in Lyrik, Poetologie und Kritik des Parnasse 1840-1900, Berlin / Boston, de Gruyter, 2017
Hufnagel, Henning