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Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten, 1970 - 2000.Ökologische Globalisierung und regionale Dynamiken.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Melanie Arndt; Professor Dr. Klaus Gestwa
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246463997
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dem deutsch-französischen Forschungsprojekt „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten, 1970–2000. Ökologische Globalisierung und regionale Dynamiken“ ist es gelungen, ein äußerst aktives Netzwerk an Umwelthistoriker*innen aufzubauen, das weit über Deutschland, Frankreich und die Staaten der ehemaligen Sowjetunion hinausreicht. Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnissen des Projektes gehört die zeitliche und räumliche Mehrdimensionalität des Strukturwandels des Ökologischen in der (ehemaligen) Sowjetunion seit den 1960er Jahren. Maßgeblich beschleunigt wurde dieser Wandel einerseits durch die immer stärker wahrnehmbaren Umweltveränderungen, die das sowjetische Produktionssystem und der Umgang mit natürlichen Ressourcen verursacht haben. Konnte die Bevölkerung anfangs noch mit einer fortschrittlichen Umweltgesetzgebung beruhigt werden, führte die Diskrepanz zwischen vorbildlichen Regelungen auf dem Papier und einer mangelnden Umsetzung selbst grundlegender Schutzvorkehrungen in der Realität zu einem fortschreitenden Vertrauensverlust in die staatlichen Institutionen und Umweltschutzmaßnahmen. Immer mehr nichtstaatliche Akteur*innen engagierten sich, insbesondere auf regionaler Ebene, für eine Umwelt, die sie als schützenswert erachteten. Zugleich spielten blockübergreifende Interaktionen eine wichtige Rolle, die spätestens mit der Perestrojka weit über den wissenschaftlichen Austausch hinausgingen. Die umwelthistorische Perspektive verlangt nach einer Neujustierung der üblichen Periodisierungen und Charakterisierungen des Zusammenbruchs der Sowjetunion, weil die Wandlungs- und Krisenprozesse nicht unbedingt in Übereinstimmung mit „klassischen“, v.a. politikhistorischen Zäsuren einsetzten oder endeten. Zudem gilt es, auch in der sowjetischen Umweltzeitgeschichte Kontinuitäten im Blick zu behalten, die über etablierte Zeiteinteilungen hinausreichen. Neben der zeitlichen war für den Forschungsverbund auch die räumliche Dimension zur Erklärung der East Side Story der ökologischen Globalisierung von entscheidender Bedeutung. Das Projekt plädiert für eine Dezentralisierung der sowjetischen Umweltzeitgeschichte, weil so Handlungsspielräume lokaler und regionaler Akteur*innen fernab der Zentren Moskau und St. Petersburg mit in die Analyse einbezogen werden können. Indem erläutert wird, wie das Ökologische immer wieder auf verschiedenen Ebenen neu verhandelt wurde, kann das Projekt die Komplexität des Strukturwandels des Ökologischen besser aufzeigen und verständlich machen. Die Zuspitzung der politischen Situation durch die ukrainisch-russische Krise hat sich auch auf das Projekt ausgewirkt. Allerdings ist es den Projektmitgliedern gelungen, Wege zu finden, ihre Forschungen durchzuführen und den wissenschaftlichen Austausch über politische Gräben hinweg zu fördern. Über die Forschungen von Mitgliedern der Projektgruppe wurde wiederholt in deutschen, englisch- und russischsprachigen Medien berichtet. Rückmeldungen zur Projekt-Homepage lassen darauf schließen, dass auch diese regelmäßig frequentiert wurde. Klimawandel ist heute in aller Munde. Mit dem Projekt haben wir einen wichtigen Beitrag zur Historisierung gegenwärtiger Umweltprobleme und ökologischer Debatten in der ehemaligen Sowjetunion geleistet, – eine Region, die sich noch heute in vielen Bereichen des Umwelt- und Klimaschutzes schwertut. Gleichzeitig konnten die Erkenntnisse des Forschungsverbundes bisherige Narrative der globalen Umweltgeschichte differenzieren, die bisher die Entwicklungen in Osteuropa oft noch vernachlässigten bzw. sie nur einseitig als „Ökozid“ oder „green socialism“ einfließen ließen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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