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Stillstand - Szenen der Stasis und Latenz

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Kunstgeschichte
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244378360
 
Das Forschungsprojekt untersucht die Funktionsweise zweier implikationsreicher Phänomene der ästhetischen Eigenzeit – die der Stasis und der Latenz – in den visuellen und performativen Künsten des 20. und 21. Jahrhunderts. Es soll geklärt werden, wie normative Zeitregime der Moderne durch Inszenierungen des Stillstands reflektiert und aufgebrochen werden. Entgegen gängiger (Selbst-)Bestimmungen von moderner Zeit als unendlichem Fortschreiten, als rhythmische Taktung oder technische Beschleunigung sucht das Projekt einen anderen Zeitdiskurs zu profilieren, der die Unterbrechung, das Stillstellen und Innehalten als kritisch-utopische Suche nach gesteigerter Gegenwart ausweist. Stillstand ist keine einfache Negation, sondern eher eine Kippfigur, dem Uhrpendel ähnlich, das in seinem äußersten Ausschlag innehält und eine zukünftige Bewegung antizipiert. Die spezifisch künstlerischen Strategien zur Intensivierung der Gegenwart durch Stillstellung wollen wir unter drei Perspektiven untersuchen: als Handlungsunterbrechung in der Aktions- und Performancekunst, als Entkontextualisierung und Eigenzeit des Materials, sowie als Verhältnis von gesellschaftlichem Stillstand und dessen Darstellung in filmischen Artefakten. Wir schlagen vor, den Stillstand aus dieser Doppelbewegung, als Anhalten und Antizipieren zu begreifen. Das Latente ergänzt darin das Stehen um eine unsichtbare Bewegung, etwas, das wirksam ist, aber (noch) nicht selbst in Erscheinung tritt. Es ist der implizite Teil jeder Gegenwart. Der Begriff der Latenz verweist darauf, dass es neben der Zeit, die zählt, neben der Zeit, von der aus man etwas betrachtet, und der Zeit, in der etwas geschieht, eine andere Zeit gibt, die nicht sichtbar werden darf, weil sie die Kontingenz und die Gewaltsamkeit des jeweiligen Zeitregimes aufweisen würde. In Szenen des Stillstellens – so die These – spaltet sich Gegenwart auf: Abläufe und Muster verlieren ihre Selbstverständlichkeit, noch nicht oder nicht mehr Manifestes gewinnt Konturen. Im Gegenzug wird auch die Veränderbarkeit des Latenten durch Aufladungen der Gegenwart erfahrbar gemacht.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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