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Mikrostrukturierte Formteile auf Basis thermoplastischer Folien

Antragsteller Professor Dr.-Ing. Dietmar Drummer, seit 2/2016
Fachliche Zuordnung Kunststofftechnik
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242296869
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die im Rahmen des Vorhabens gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass mittels des im Spritzgießprozess integrierten Mikrothermoformens folienbasierte Mikrostrukturteile mit dreidimensionalen Funktionsstrukturen bei Zykluszeiten von weniger als 3 Minuten im Versuchsstadium realisiert werden können. Hierbei konnten sowohl pinförmige als auch lamellenförmige Strukturen hergestellt werden. Analysen der Prozesscharakteristik zum zeitabhängigen Temperaturverhalten des Systems bestätigen das Erreichen der geforderten, homogenen Folientemperaturen durch eine Erwärmung über das dynamisch temperierte Werkzeug und die direkte Abhängigkeit der Folientemperatur von der kavitätsnah gemessenen Werkzeugtemperatur, wobei Wärmeverluste zu berücksichtigen sind. Hinsichtlich eines einstufigen Umformens bei gleichzeitigem Hinterspritzen, was der Prozessvariante Schmelzeumformung entspricht, kam es zu großen Streuungen der Mikrothermoformergebnisse, woraufhin sich diese Methode als nicht zielführend herausgestellt hat. Die Kombination aus gasbasierter Umformung und anschließendem Hinterspritzen zeigte hingegen hohes Potenzial sowie sehr gute Reproduzierbarkeit, wobei werkstoffliche und prozesstechnische Abhängigkeiten für Mikropins und Lamellengeometrien erfolgreich erarbeitet werden konnten. Generell hat sich gezeigt, dass steigende Verstreckverhältnisse mit zunehmender Folientemperatur bzw. zunehmendem maximalen Gasdruck erzielt werden. Die Effekte der Temperaturerhöhung können mit der größeren molekularen Beweglichkeit erklärt werden. Eine Drucksteigerung verbunden mit einer Erhöhung der Druckanstiegsgeschwindigkeiten hingegen bewirkt gesteigerte Dehngeschwindigkeiten. Diese können laut Literatur in erhöhten Streckspannungen sowie einer Verschiebung der Glasübergangstemperatur zu höheren Temperaturen resultieren. Ein Einfluss der Druckanstiegsgeschwindigkeit bei gleichem Maximaldruck zeigt hingegen nur an den Prozessgrenzen, d.h. beim Erreichen der Bruchdehnung der Folie, Einfluss. Hier führt eine reduzierte Druckanstiegsgeschwindigkeit zum Vermeiden eines Einreisens der Folie, was durch die verminderte Dehngeschwindigkeit und eine daraus resultierende Erhöhung der Bruchdehnung erklärt werden kann. Höchste Verstreckverhältnisse können bei Folientemperaturen im Bereich der Glasübergangstemperatur bei geringen Drücken erreicht werden. Während eine Orientierung der Folie unterhalb der Glasübergangstemperatur, bedingt durch die höhere Steifigkeit der Folie, negativen Einfluss auf das Umformergebnis hat, ist im Bereich der Glasübergangstemperatur kein signifikanter Einfluss vorhanden. Hier kommt es insbesondere bei den Pingeometrien zu einem Versagen der Proben mit Übersteigen der Glasübergangstemperatur, was auf den starken Abfall der mechanischen Kennwerte zurückgeführt werden kann. Bei den eingesetzten Lamellengeometrien, welche im Vergleich zu den Pingeometrien kleinere, allerdings hinsichtlich der industriellen Anforderungen gebräuchlichere Aspektverhältnisse aufweisen, kommt es bei Erreichen der Glasübergangstemperatur zur Ausbildung eines maximalen Aspektverhältnisses, welches durch einen weiteren Anstieg der Temperatur nicht weiter beeinflusst werden kann. In Bezug auf das Langzeitverhalten zeigt sich, dass aufgrund von Relaxationsvorgängen Mikrothermoformen bei Temperaturen im oder über dem Glasübergangstemperaturbereich günstig für die Formstabilität ist. Verfahrensbedingt kommt es durch den Mikrothermoformvorgang zu einer starken Ausdünnung der Folie, insbesondere von freistehenden, nicht am Werkzeug anliegenden Bereichen. Die verminderte Ausdünnung von am Werkzeug anliegenden Bereichen kann auf Reibeffekte zurückgeführt werden, da eine Abkühlung der Folie bei Werkzeugkontakt durch die prozessbedingte Erwärmung über das Werkzeug nahezu ausgeschlossen werden kann. In Bezug auf eine Homogenisierung der Wanddicken hat sich gezeigt, dass sich ein Einlaufradius im Bereich der Foliendicke günstiger im Vergleich zu einem deutlich größeren Einlaufradius auswirkt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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