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Einfluss von Beißaufgaben auf die menschliche Gleichgewichts- und Haltungskontrolle während der Ausführung großmotorischer Aufgaben

Fachliche Zuordnung Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240709900
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wurden die Auswirkungen experimentell erzeugter, kontrollierter Beißaktivitäten auf das dynamische Gleichgewicht und die intersegmentale Koordination des menschlichen Körpers untersucht. Ziel war es, auf der Grundlage der gewonnenen Daten und Ergebnisse ein tieferes neurobiologisches Verständnis des komplexen Zusammenwirkens der muskuloskelettalen Teilsegmente zu gewinnen und so mögliche funktionelle Zusammenhänge zwischen dem kraniomandibulären System (CMS) und dem Bewegungsapparat aufzudecken. Unter dem Einfluss des experimentellen Beißens in dieser Studie kam es während des ruhigen Ein- und geschlossenen Beidbeinstandes zu einer signifikanten Reduktion der Schwankungsfläche und der Schwankungswege und führte auf den Ebenen des Beckens, des Rumpfes und des Kopfes zu einer signifikanten Reduktion der Schwankungswege. Unter dem Einfluss der Beißaktivitäten kam es ebenfalls zu einer signifikanten Reduktion der Standardabweichungen der Gelenkwinkel sowie zu einer signifikanten Reduktion der Range of Motion und Winkelgeschwindigkeiten für die drei untersuchten Gelenke der unteren Extremität bei allen drei untersuchten Standbedingungen. Ebenso zeigte sich eine signifikante Reduktion des in dieser Studie berechneten Kokontraktionsindexes bei fünf der sechs untersuchten haltungsrelevanten Muskelpaarungen. Dies bedeutet eine Steigerung der Präzision innerhalb der angestammten neuromuskulären Kontrollstrategien und entkräftet die in der Physiotherapie und ganzheitlichen Medizin etablierten Modelle über die pathophysiologischen Zusammenhänge der Okklusion und Kieferrelation mit Haltungsabweichungen und Schmerzzuständen in Bereichen außerhalb des CMS über kinetische Faszien-Muskel-Ketten. Trotz der im ruhigen Stand nachgewiesenen Effekte von submaximalen Beißaktivitäten auf die Haltung, konnten weder für eine unilaterale Kniebeuge noch für einen simulierten Sturz signifikante Effekte des Beißens gezeigt werden. Eine Begründung für diesen Unterscheid könnte darin liegen, dass es sich bei dem ruhigen Stand um eine motorische Aufgabe handelt, die primär über Feedback-Mechanismen gestützte, unbewusste und hoch automatisierte Prozesse reguliert wird, während die Kniebeuge und besonders der simulierte Sturz eine großmotorische Koordination mit teilweise explosiver Muskelaktivierung und Kraftentfaltung und teilweise willkürlichen Bewegungsabläufen benötigen. Aufgrund der Relevanz der Ergebnisse für die Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Strategien zur Behandlung der kraniomandibulären Dysfunktion ist derzeit ein weiteres Projekt in Planung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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