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Serielles Erzählen in populären deutschsprachigen Periodika zwischen 1850 und 1890
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Stockinger
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung in 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 68338857
Die Literaturwissenschaft hat sich für populäre Zeitungen und Zeitschriften in letzter Zeit vor allem in sozial- und systemtheoretischer Hinsicht interessiert. Weitgehend ausgeblendet wurde dabei, wie Periodika mediale Serialität historisch etablieren und in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s ausdifferenzieren. Auch die Frage, welche Leserbindungsund welche Darstellungsstrategien serielle Effekte herbeiführen, spielte bislang keine Rolle. Diesem Desiderat begegnet das Projekt zur Frühgeschichte populärer Serialität mit der systematischen Analyse repräsentativer Zeitungen sowie Literatur- und Kulturzeitschriften des 19. Jh.s in zwei aufeinander abgestimmten Arbeitsvorhaben: Erstens werden im Blick auf die Feuilletonromane der Kölnischen Zeitung die seriellen Formen in den wechselseitigen Bezügen zwischen nichtfiktionalen und fiktionalen Textsorten erforscht; dabei geht es auch um die politischen, kulturhistorischen und mediengeschichtlichen Implikationen des seriellen Erzählens. In enger Kooperation damit sollen zweitens die seriellen Erzählformen in historisch bedeutenden Zeitschriftenformaten untersucht werden (Die Gartenlaube, Deutsche Rundschau, Deutsche Romanbibliothek zu Ueber Land und Meer). Angemessen kann dies nur im Kontext des gesamten Aufbaus dieser Organe geschehen (Aufmachung, Rubrikenordnungen, Illustrationen, Werbung), der deshalb als serielles Programm mit Bezug auf die periodische Distribution und Rezeption analysiert wird. Wir gehen davon aus, dass die im Verlauf des 20. Jh.s sich etablierenden Erfolgsmodelle seriellen Erzählens ihren Ursprung in den printmedialen Periodika des 19. Jh.s haben. Im Gesamt der Forschergruppe greift das TP deshalb wichtige Ziele der ersten Laufzeit auf und perspektiviert diese neu, indem es sich im Anschluss an TP2 (Serialität in der ARDReihe Tatort) und TP5 (serielle Überbietung) der historischen Entstehung narrativ-serieller Distinktionen widmet. Darüber hinaus setzen wir uns mit der Frage auseinander, wie die im 19. Jh. sich herausbildende Sammelpraxis populärer Periodika, durch die der Konsum des Seriellen 'am Stück' zu einer kulturellen Gewohnheit wurde, serielles Erzählen und dessen Rezeption veränderte. Damit führt das TP die Forschungsfrage von TP6 fort ("Sammeln: Serienhefte zwischen Populärkultur und Kanon"). Zur Interaktion serieller Produktion und serieller Rezeption (u.a. TP7 zur Alltagsintegration und sozialen Positionierung von Heft- und Fernsehserien) liefert das TP ebenfalls die Vorgeschichte, denn der Serienfan des 21. sowie der Leser seriellen Erzählens im 19. Jh. sind für den Fortgang der seriellen Produktion gleichermaßen von Bedeutung. Methodisch verbindet das Projekt die systematische Erfassung eines umfangreichen Textkorpus mit einem kultur- und medienhistorisch fundierten textwissenschaftlichen Zugriff, der die von den Periodika erzeugten und historisch sich ausdifferenzierenden Formen und Verfahren seriellen Erzählens erschließt.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 1091:
Ästhetik und Praxis populärer Serialität