Selbstregulation, Glukose und Herzratenvariabilität - Interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Dynamiken
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projektes „Selbstregulation, Glukose und Herzratenvariabilität – Interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Dynamiken“ war es zu untersuchen, welche Rolle biologische Faktoren für die Selbstregulation spielen, speziell der Glukosestoffwechsel und die Herzaktivität (Herzratenvariabilität, HRV). Im Zentrum stand dabei die Theorie der "Selbstregulationsstärke" von Baumeister und Kollegen, die davon ausgeht, dass Selbstregulation (d.h. die Fähigkeit, Gedanken Gefühle und eigene Handlungen zielgerichtet zu steuern) eine begrenzte Ressource darstellt, die sich beim Ausüben von Selbstkontrolle verbraucht. Im Rahmen dieser Theorie wurde die Glukosehypothese der Selbstkontrolle formuliert, die im Glukosestoffwechsel ein biologisches Korrelat der Selbstregulation sieht. Bisherige Studien zur Glukosehypothese lieferten widersprüchliche Ergebnisse, was unter anderem auf methodische Probleme bei der Messung von Veränderungen im Glukosespiegel zurückzuführen war. Eine weitere prominente Theorie, die Theorie der Neurovisceralen Integration von Thayer und Kollegen, geht demgegenüber davon aus, dass eine höhere Herzratenvariabilität (d.h. größere Schwankungen im Abstand zwischen zwei Herzschlägen) mit einer besseren Selbstregulationsfähigkeit einhergeht. Im Projekt wurde bei 72 gesunden Personen erstmals der Glukoseverbrauch mit einer endokrinologisch-experimentellen Methode (Glukose-Clamp) während eines klassischen Selbstregulationsexperiments bestimmt und zeitgleich die Herzratenvariabilität erfasst. Nach Anlegen strenger Qualitätskriterien für den Glukose-Clamp konnten die Daten von 46 Personen ausgewertet werden. Unsere Ergebnisse fanden keine Anhaltspunkte für Zusammenhänge zwischen Glukosestoffwechsel und Selbstregulation oder für spezifische Veränderungen der HRV beim Ausüben von Selbstkontrolle. Ähnlich wie in anderen Studien fanden wir aber Hinweise, dass eine höhere HRV in Ruhe mit einer besseren Selbstregulationsleistung zusammenhängt, dieser Zusammenhang war allerdings eher schwach ausgeprägt. Insgesamt lässt sich aus unserem Projekt daher folgern, dass eine erfolgreiche Selbstregulation nicht im Zusammenhang mit dem Glukosestoffwechsel steht, und auch die HRV nur einen recht kleinen Anteil an Varianz an der Selbstregulationsleistung aufklärt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017). Biologische Korrelate der Selbstregulation. Dissertation im Fach Psychologie. Mainz: Johannes Gutenberg-Universität
Gomille, L.K.