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Schaustellerseelsorge. Lebenswelt und religiöse Wirklichkeitsdeutung von 'Menschen auf der Reise'

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237860743
 
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, eine Praktische Theologie der Schaustellerseelsorge zu entwerfen. Die Schaustellerseelsorge ist ein Themenfeld der Praktischen Theologie, das kaum erforscht ist. Die besonderen lebensweltlichen Bedingungen und religiösen Bedürfnisse der Gruppe der Schausteller und Schaustellerinnen sind weder methodisch wahrgenommen worden noch wurden sie in der Seelsorgetheorie berücksichtigt. In wissenschaftlicher Hinsicht ist eine empirisch fundierte Theorie der Schaustellerseelsorge ein dringendes Desiderat, da allein die empirische Fundierung verspricht, einen konzeptionell der besonderen Lebenswelt der Schausteller und Schaustellerinnen angemessenen Ansatz in der Seelsorge entwerfen zu können - jenseits von Intuition und weitergegebenem fragmentarischem Handlungswissen.Kernstück und Novum des Forschungsprojektes sind die Wahrnehmung, Beschreibung und Interpretation von Lebenswelt und gelebter Religion von Schaustellern auf der Grundlage qualitativ-empirischer Erhebungen von lebensweltaffinen religiösen Deutungen und schaustellertypischen Kasualien; die Erhebung und Interpretation von Erwartungen, Einstellungen (Relevanzhierarchien) und Motiven in der Verhältnisbeschreibung zur kirchlichen Institution und ihren Vertretern (Seelsorger und Seelsorgerinnen).Von den Ergebnissen dieser Forschung sind darüber hinaus Anregungen für weitere Forschungsfelder zu erwarten. Zum einen wird die Seelsorgelehre wesentliche Impulse durch eine exemplarisch lebensweltlich geprägte Praktische Theologie der Schaustellerseelsorge gewinnen: Das Forschungsvorhaben trägt zu einer Integration soziologischer Perspektiven in die Poimenik bei. Zum anderen haben die Forschungsergebnisse in exemplarischer Weise Relevanz für die gelebte Religion von sozialen Gruppen, die ebenfalls durch eine spezifisch religiös-ambulante Lebensweise charakterisiert sind. Neben den seelsorgetheoretischen Einsichten sind auch kirchentheoretische Erkenntnisgewinne zu erwarten, die sich auf die religiöse Sozialität von sozialen Gruppen beziehen, die von Mobilität geprägt sind. Im Hintergrund steht die Beobachtung, dass die Teilhabe am parochial verfassten Gemeindeleben für Menschen unter mobilen Lebensbedingungen erschwert ist. Die Erforschung der Schaustellerseelsorge lässt somit auch exemplarische Aussichten für die Frage nach dem Verhältnis von Mobilität und kirchlicher Organisation erwarten.Eine empirische Untersuchung zur Lebenswelt dieser Sozialgruppe ist über das konkrete Forschungsprojekt hinaus für die Praktische Theologie wie die Kulturwissenschaften interessant, weil an dieser speziellen Gruppe exemplarisch der Zusammenhang zwischen religiöser Einstellung / religiösen Praxen, Mobilität und der Relevanz institutioneller Bindung untersucht werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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