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Spätquartäre Feuer- und Niederschlagsrekonstruktion der Steppen- und Steppenrandgebiete Südpatagoniens

Antragsteller Dr. Michael Wille
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 23691946
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt hatte das Ziel die momentane Rekonstruktion der Vegetations- und Klimaverhältnisse des Jungquartärs Patagoniens östlich der Anden durch neue pollenanalytische Untersuchungen zu verbessern. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich in einem Nord/Süd Transekt entlang des Steppe/Wald-Übergangs am Östlichen Fuß der Anden vom Lago del Desierto bis zum Brazo Sur des Lago Argentine. Als Zeitfenster wurde das Intervall vom letzten Glazial bis heute betrachtet. In den zurückliegenden 15 Monaten wurden mit Handbohrgeräten insgesamt 13 Sedimentprofile aus acht Lokalitäten mit einer Gesamtlänge von 38,05 Metern erbohrt. Im Rahmen dieses Projektes wurden davon fünf Profile von vier Lokalitäten pollenanalytisch untersucht Alle pollenführenden Sedimentkeme wurden 14C-datiert und mit einer Chronologie versehen. Bis auf eine kleinere Altersinversion zweier Daten sind alle Altersmodelle einwandfrei. Die ausgewerteten Profile sind durchweg von guter bis hervorragender Qualität. Insgesamt wurden 246 Proben pollenanalytisch bearbeitet. Die bearbeiteten Profile sind im Andenwaldbereich des Lago de) Desierto und am Brazo Sur des Lago Argentine im Wald/Steppe-Übergang lokalisiert. Für den Andenwaldbereich des Lago del Desierto hat sich gezeigt, dass dort während des Glazials aufgrund der kalten Bedingungen eine heidedominierte Buschlandschaft wahrscheinlich ohne Bäume vorgeherrscht haben dürfte. Die Massenausbreitung von Nothofagus, der Hauptbaumart des Andenwaldes erfolgte in diesem Gebiet zwischen 10200 und 9800 kalibrierten Radiokarbonjahren vor heute (cal BP). Dieser Vegetationstyp blieb bis heute mit wenigen Änderungen vorherrschend. Lediglich während der letzten 100-150 Jahre dürfte der Einfluss europäischer Siedler durch Brandrodung einen Rückgang der Bewaldung und einen Anstieg des Hplzkohleeintrages in die untersuchten Profile verursacht haben. Für den Steppe/Wald -Übergang im Bereich des Brazo Sur südlich des Lago Argentine konnte gezeigt werden, dass das Gebiet während des Glazials mit Steppe bewachsen war. Während dieser Zeit (ab 13500 cal BP) und bis zum Übergang Frühholozän-Mittelholozän, d.h. nach Profildaten vor 7700 cal BP wurden mehrere Wechsel zwischen Steppepflanzengesellschaften feuchter und trockener Standorte gefunden. Diese Fluktuationen müssen auf Klimaschwankungen zurückgeführt werden, weil sie auch schon in anderen Profilen der Region gefunden wurden. Um 7700 cal BP erfolgte die Massenausbreitung von Nothofagus-dominiertem Andenwald und die Steppe wurde zurückgedrängt. Dies deutet auf ansteigende Feuchtigkeit hin. Um 2500 cal BP erfolgte eine weitere Ausbreitung von Andenwald und eine korrespondierende Verdrängung der Steppevegetation. Der oberste Bereich des Profils, der den Einfluss europäischer Siedler erfasst hätte, ist in diesem Profil leider nicht erhalten. Speziell das Pollenprofil vom Brazo Sur hat durch seine gute Qualität und Datierung neben der genauen vegetations- und klimageschichtlichen Rekonstruktion auch zu einer Verbesserung der pollenbasierten Trennung von Steppenpflanzengesellschaften feuchter und trockener Standorte im Untersuchungsgebiet beigetragen. Dies ist eine unabdingbare Grundvoraussetzung für präzisere künftige pollenanalytische Arbeiten im Steppengebiet Patagoniens, wie sie beispielsweise in nächster Zukunft an der Laguna Potrok Aike im Rahmen eines Tiefbohrprojektes geplant sind. Neben den vorliegenden Analysen, konnte auch Material bester Qualität aus einem weiteren See südlich des Lago Argentino und einer Vermoorung nördlich des Lago Viedma gewonnen werden. In diesen Kernen liegen die letzten ca. 3000 Jahre in einer sehr hohen Auflösung vor, wie sie bisher im Untersuchungsgebiet noch nicht gefunden wurde. Es besteht somit eine sehr gute Möglichkeit für den besagten Zeitraum eine Hauptreferenz für die Vegetations- und Klimageschichte des Untersuchungsgebietes zur erhalten. Darüber hinaus bietet die Lokalität südlich des Lago Argentino Aussicht auf deutlich ältere Sedimente gleicher Qualität, die allerdings in einer neuen Feldkampagne erbohrt werden müssten.

 
 

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