Detailseite
Projekt Druckansicht

Leibliche Gabe. Luthers Metaphysik des Abendmahls im technischen Zeitalter

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234534271
 
In diesem Buch kreuzen sich drei Diskurse: ein systematisch-theologischer, ein erstphilosophischer und ein gegenwartshermeneutischer. Der systematisch-theologische Diskurs bezieht sich auf Luthers späte Abendmahlstheologie. Der erstphilosophische Diskurs bezieht sich auf die Erstphilosophie von Anton Friedrich Koch sowie auf die Debatte um die Gottesbeweise bei Kant, Hegel und Schelling. Der gegenwartshermeneutische Diskurs bezieht sich auf Heideggers späte Technikphilosophie und auf die gesamtgesellschaftliche Realisierung der von ihm namhaft gemachten Grundstrukturen in der Spätmoderne. Das Buch präsentiert einen in sich differenzierten, aber zusammenhängenden Argumentationsgang, der die drei Diskurse aufgrund folgender These miteinander verbindet: Luthers Abendmahlstheologie macht Dimensionen am Abendmahl und an der Wirklichkeit als Ganzes sichtbar, die zum einen durch erstphilosophische Reflexionen analysiert und argumentativ gestützt werden können und die zürn anderen gerade in unserem technischen Zeitalter relevant sind, da sie ein Gegenbild zu dessen Wirklichkeitsverständnis präsentieren. Im ersten Teil des Buches (1.) wird Heideggers Technikphilosophie (1.1.) und die gegenwärtige Realisierung einiger der von Heidegger namhaft gemachten Aspekte in der liquid modernity (1.2.) rekonstruiert. Heidegger wirft der Moderne als dem technischen Zeitalter vor, von einem Verständnis der Wirklichkeit bestimmt zu sein, laut dem alle Wirklichkeit unbegrenzt der Gestaltungsmacht des Menschen unterworfen ist. Im dritten Teil des Buches (III.) wird sichtbar, dass Luther in seinen späten Abendmahlsschriften ein alternatives Verständnis der Wirklichkeit entwickelt und damit eine anders charakterisierte Metaphysik präsentiert (III.2.). Luther denkt Wirklichkeit als Gabe, die durch die Überfülle des Elementaren geprägt ist. Luthers Abendmahlstheologie wird dabei nicht abstrakt gegen das Wirklichkeitsverständnis der Spätmoderne gestellt Vielmehr wird sie als eine solche Theologie gelesen, die hilft, Verdrängungen und Einseitigkeiten des technischen Zeitalters zu dessen eigenem Nutzen zu entdecken und das technische Zeitalter zu einem weniger defizitären Verständnis seiner selbst weiterzuentwickeln.Die von Luther und Heidegger angestellten Überlegungen zur Zuordnung von Geist, Sprache, Materie und Gemeinschaft, aber auch Heideggers Überlegungen zur Wahrheit und Luthers Reflexionen über Gott und die Gabe sind genuine Themen der Philosophie. Daher werden diese Themen im zweiten Teil des Buches in erstphilosophischen Reflexionsgängen auf ihre kategorialen Gehalte hin bedacht, indem auf Überlegungen von Anton Friedrich Koch (11.1.) sowie Hegel und Schelling (11.2.) zurückgegriffen. Alle drei stellen Varianten einer Position dar, die wir als Realidealismus benennen (11.4.).Das Buch nähert sich also einem historischen Gegenstand - Luthers späten Schriften zum Abendmahl - mit einem dreifachen Interesse. Zum ersten will es die systematische Gestalt dieses Gegenstandes und somit Luthers Metaphysik des Abendmahls in den Blick nehmen. Zum zweiten will es seine Relevanz für die Gegenwart erforschen und legt dafür eine von Heidegger inspirierte Gegenwartsanalyse vor. Um zu erkunden, ob und in welchem Sinne Luthers Abendmahlstheologie nicht nur relevant, sondern auch wahr ist, erfolgt zum dritten eine Auseinandersetzung mit den erstphilosophischen Entwürfen von Koch, Hegel und Schelling.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung