New oracular tablets from Dodona. Edition and historical commentary.
Final Report Abstract
Im Rahmen des Projekts „Neue Orakeltäfelchen aus Dodona. Edition und historischer Kommentar“ wurden die im Jahre 2005 im Berliner Pergamon Museum wiederentdeckten, bereits im späten 19. Jh. oder frühen 20. Jahrhundert erworbenen und dann für fast 100 Jahre verschollenen, bleiernen Orakeltäfelchen aus Dodona bearbeitet. Ziel des Forschungsprojektes war die fachgerechte, mit neusten Techniken durchgeführte Restaurierung und Konservierung der Orakeltäfelchen und die daran anschließende Edition und Kommentierung der darauf befindlichen und bislang mit einer Ausnahme unedierten Texte. Im Rahmen der Konservierungsmaßnahmen stellte sich heraus, dass wohl in Zusammenhang mit Editionsvorbereitungen bereits im frühen 20. Jh. eine chemische Reinigung durchgeführt worden war, die einen Teil der Täfelchen mit einer bedauerlicherweise nicht mehr zu entfernenden schwärzlichen Patina verunreinigt hat, die die Lesung der Texte erheblich erschwerte. Größtenteils konnte dieses Defizit durch die photographische Dokumentation der restaurierten Objekte mittels einer Spezialkamera behoben werden. Diese digitalisierten Photographien mit Hilfe eines speziellen Zeichenprogramms auf einem Graphik-Tablet epigraphisch aufgenommen. Die Resultate wurden zusätzlich durch Autopsie der in der Antikensammlung der Staatlichen Museen aufbewahrten Objekte abgeglichen. Die auf dieser Grundlage entstandene kommentierte Edition der 96 Orakeltäfelchen mit 140 Inschriften(fragmenten) wird in die 2015 von Prof. Dr. Pierre Bonnechere (Université de Montréal) und Dr. Éric Lhôte (Université de Liège) begründete und seitdem mit Unterstützung einer internationalen Forschungsgruppe, zu der auch der Antragsteller (Prof. Dr. Peter Funke) und die wissenschaftliche Mitarbeiterin (Dr. Katharina Knäpper) gehören, im Aufbau befindliche Online-Datenbank „DodonaOnLine“ sukzessive eingestellt. Darüber hinaus wird eine Druckfassung der Edition veröffentlicht werden. Die Orakelinschriften aus Dodona weisen eine sehr große Bandbreite an dialektalen Formen und epichoren Alphabeten auf. Obgleich die Datierungsfrage für die aus Dodona stammenden Orakeltäfelchen mit vielfältigen Schwierigkeiten verbunden ist und daher gerade auch vor dem Hintergrund aktueller Neufunde in der Forschung stark diskutiert wird, lassen sich die Täfelchen doch überwiegend der klassischen und hellenistischen Zeit zuweisen. Die Berliner Orakelinschriften aus Dodona beziehen sich fast ausschließlich auf private Konsultationen des Orakels. Der Fokus der Orakelanfragen ist weitestgehend auf private Belange vor allem Fragen der Nachkommenschaft, Gesundheit, des allgemeinen Wohlergehens etc. betreffend gerichtet. Allenfalls aus einer Antwort des Orakels mit einer Liste ritueller Handlungsanweisungen lässt möglicherweise eine Rückschluss auf eine staatliche Orakelkonsultation zu.