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Die anhaltende Aufmerksamkeit als Mediator in der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie der Depression
Antragsteller
Professor Dr. Martin Hautzinger; Professor Dr. Boris Kotchoubey
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234112644
Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (engl.: mindfulness-based CT, MBCT) ist als Rückfallpreventionstherapie bei Major Depression wirksam. Die Fähigkeit die Aufmerksamkeit für längere Zeit auf ein bestimmtes Objekt zu fokussieren gilt als notwendige Bedingung für 'achtsames', 'metakognitives' Gewahrsein, und daher als kritisch für den Therapieerfolg. Die anhaltende Konzentration ist deswegen die meist geübte Fähigkeit in MBCT. In einer früheren, DFG-finanzierten Studie haben wir die Annahme, dass diese Fähigkeit durch MBCT verbessert wird, geprüft. Die späte kontingente negative Variation (engl.: late CNV, LCNV), ein eireigniskorreliertes Hirnpotential (EKP), das bekanntlich die Verteilung von Aufmerksamkeitsressoursen in Echtzeit widerspiegelt, wurde als Maß der Konzentrationsfähigkeit angewendet. Die LCNV war nach dem MBCT-Kurs signifikant vergrößert, sowohl im Vergleich zum Prä-Therapie-Wert als auch im Vergleich zur Warteliste-Kontrollgruppe. Weil unsere 'Achtsamkeit-LCNV-Paradigma' auch die Induktion trauriger Stimmung und eine 'Ruminationsherausforderung' einschloss, sehen wir dieses Ergebnis als ein Beweis für die verbesserte Fähigkeit der Patienten während leicht dysphorischen Phasen ihre Aufmerksamkeit weg von potentiell depressionsauslösendem Denken (Grübeln) und hin zum Erleben im gegenwärtigen Augenblick zu lenken. Dysphorische Rumination ist ein bekannter Risikofaktor für Depressionsrückfälle. Die klinische und diskriminierende Relevanz des LCNV-Effektes und daher auch der gemessenen Konzentrationsfähigkeit bleibt aber nach wie vor unklar, was auch der Hauptgrund für den gegenwärtigen Antrag ist. Wir möchten die LCNV als Maß für die anhaltende achtsame Aufmerksamkeit besser validieren, indem wir die LCNV in einer durch MBCT behandelten Gruppe mit der LCNV in einer durch kognitive Therapie (CT) behandelter Gruppe vergleichen und zusätzlich auch den Zusammenhang zwischen der LCNV und einem neu entwickelten auf Selbstbericht basierenden Maß für die anhaltende achtsame Aufmerksamkeit untersuchen. Das langfristige Ziel unseres Projekts ist allerdings den Zusammenhang zwischen der LCNV und der Häufigkeit bzw. dem Schwergrad von depressiven Symptomen bzw. Rückfällen während des Folgejahres nach der Therapie zu untersuchen. Wir möchten dafür 160 rezidivierend depressive Patienten in Remission rekrutieren und auf zwei Interventionsgruppen, MBCT und CT, zufällig verteilen. Die LCNV wird unmittelbar vor, unmittelbar nach und ein Jahr nach der Behandlung gemessen. Häufigkeit und Schweregrad von depressiven Symptomen und Rückfällen wird für das Jahr vor der Therapie retrospektiv und für das Folgejahr nach der Therapie sowohl retrospektiv als auch kontinuierlich (durch Selbstbericht via Internet) erfasst. Unseres Wissens wird das die erste Studie sein, die prüft, ob eine bessere Fähigkeit zur achtsamen Konzentration eine Reduktion der Häufigkeit und des Schwergrads von depressiven Symptomen und Rückfällen voraussagt (mediiert).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen