Die Selbstdarstellung hellenistischer Athleten: soziale Identitäten, politische Identitäten, ethnische Identitäten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In engem Austausch mit internationalen Partnern konnte der Hellenismus als sporthistorische Epoche etabliert werden. „Hellenismus“ ist damit nicht lediglich eine aus der Politik übertragene Größe, sondern weist in der Agonistik epochenspezifische Merkmale auf, die Unterschiede und Kontinuitäten im Verhältnis zur Klassik und zur römischen Kaiserzeit wurden benannt. Darüber hinaus wurde nachgewiesen, wie reich die Quellenlage für die hellenistische Agonistik ist. Die Zahl von mehr als 1.400 dokumentierten Athleten in dieser Epoche übersteigt die Erwartungen bei weitem. Vor allem aber konnte aufgezeigt werden, welche Relevanz die Agonistik im Hinblick auf zentrale Fragen der aktuellen Hellenismus-Forschung besitzt: Die Entwicklung der Agone folgt im wesentlichen dem Modell der „peer polity interaction“, jedoch kamen die entscheidenden organisatorischen Anstöße von Königen. Die Polis bleibt in der Selbstdarstellung erfolgreicher Athleten die zentrale Bezugsgröße, jedoch gibt es in einzelnen Regionen Abweichungen von dieser Regel (Rhodos, Thessalien), die mit den jeweiligen soziopolitischen Kontexten erklärt werden können. Weiter konnte herausgearbeitet werden, daß manche Dynastien großen Wert auf agonistische Erfolge legten, andere hingegen nicht, und es wurden Erklärungen für diese Unterschiede entwickelt. Und schließlich wurde im Verlauf des Projekts deutlich, daß die ethnische Differenz „Grieche vs. Barbar“ in der hellenistischen Agonistik stets präsent, das verbindende Element jedoch stärker war: Die Agonistik bot die Möglichkeit, sich in die griechische Kultur einzuschreiben und ihre Zugehörigkeit zur Welt der Griechen zu markieren. Durch das Projekt konnte sich Mannheim als ein international führender Standort für die Erforschung des antiken Sports etablieren. Datenbank hellenistischer Athleten mit kombinierbaren Suchkriterien: http://mafas.geschichte.uni-mannheim.de/athletes/
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
The Expression of Identities in Hellenistic Victor Epigrams, in: T.F. Scanlon (Hg.), Classics@-Online Journal, Issue 13, Greek Poetry and Sport
S. Remijsen – S. Scharff
-
Athletics in the Hellenistic World, Stuttgart 2016
Chr. Mann - S. Remijsen - S. Scharff (Hrsg.)
-
Das Pferd Aithon, die Skopaden und die πατρὶς Θεσσαλία. Die Selbstdarstellung hippischer Sieger aus Thessalien im Hellenismus, in: Chr. Mann - S. Remijsen - S. Scharff (Hrsg.), Athletics in the Hellenistic World, Stuttgart 2016, 209-229
S. Scharff