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Altersunterschiede in der emotionalen Reaktivität:Die Altersrelevanz der diskreten Emotion zählt

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233520360
 
Ältere Erwachsene reagieren auf Ärger induzierende Reize weniger stark als auf Traurigkeit induzierende Reize, während sich für junge Erwachsene oft das umgekehrte Muster findet. Dieser Befund könnte durch die unterschiedliche Altersrelevanz der beiden Emotionen erklärbar sein. Traurigkeit wird durch einen irreversiblen Verlust ausgelöst und geht mit einer geringen Situationskontrolle, der Bereitschaft zur Zielablösung und einer Unterstützungssuche einher. Ärger wird durch eine von Anderen intendierte Zielblockade ausgelöst und geht mit einer hohen Situationskontrolle, der Bereitschaft zur hartnäckigen Zielverfolgung und sozialen Einflussnahme einher. Diese emotionsspezifischen Bewertungsmuster und Handlungsbereitschaften weisen unterschiedliche Salienz für junge und alte Erwachsene auf. Das junge Erwachsenenalter wurde als eine Phase des Aufbaus bezeichnet, in der viele neue Ziele gesteckt, aber noch nicht erreicht sind. Der Auslöser von Ärger, eine Zielbehinderung, sowie die assoziierten Bewertungen und Handlungsbereitschaften (d. h. hohe Kontrolle, hartnäckige Zielverfolgung und soziale Einflussnahme) sollten deshalb im jungen Erwachsenenalter besonders salient sein. Das Alter wurde hingegen als eine Phase des Abbaus charakterisiert, in der Verluste ebenso wie die assoziierten Bewertungen und Handlungsbereitschaften (d. h. geringe Kontrolle, flexible Zielanpassung und Unterstützungssuche) besonders salient sein sollten. Diese Überlegungen sollen mit zwei Experimenten untersucht werden, in denen Traurigkeit und Ärger bei jungen und alten Erwachsenen evoziert werden. Erfasst werden nicht nur die bisher in der Altersforschung im Vordergrund stehenden subjektiven, mimisch-expressiven und peripherphysiologischen Reaktionen, sondern auch die mit Ärger und Traurigkeit assoziierten spezifischen Bewertungen und Handlungsbereitschaften. Altersunterschiede auf allen erfassten Reaktionsebenen sollten konsistent für eine geringere Ärgerreaktivität und eine höhere Traurigkeitsreaktivität bei älteren im Vergleich zu jungen Erwachsenen sprechen. Die Altersunterschiede in Ärger- und Traurigkeitsreaktivität sollten mit Altersunterschieden in generalisierten Selbstwirksamkeitserwartungen, Zielverfolgungstendenzen und sozialen Zielen zusammenhängen. Schließlich sollten die Altersunterschiede in der Ärger- und Traurigkeitsreaktivität insoweit funktional sein, als dass eine hohe Ärgerreaktivität vor allem bei jungen Erwachsenen und eine hohe Traurigkeitsreaktivität vor allem bei älteren Erwachsenen mit hohem subjektivem Wohlbefinden einhergehen. Es ist die Funktion negativer Emotionen, ein Ungleichgewicht zwischen dem Individuum und seiner Umwelt aufzulösen; das Lebensalter sollte die Effektivität verschiedener Strategien, dies zu tun, mitbestimmen, indem also Zielablösungsprozesse und Unterstützungssuche insbesondere für Ältere, hartnäckige Zielverfolgungsprozesse und soziale Einflussnahme insbesondere für Jüngere effiziente Mittel sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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