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Videoüberwachung von Versammlungen und Demonstrationen. Praxis und Wissensformen von Polizei und Protestierenden (ViDemo)

Antragsteller Dr. Peter Ullrich
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232735210
 
Das Projekt ViDemo untersucht die Praxis der Videoüberwachung politischer Versammlungen und Demonstrationen sowie deren Auswirkungen aus der Perspektive von Wissenssoziologie, Surveillance Studies, Polizei- und Protestforschung. Im Zentrum des Interesses stehen Wissensformen und Interaktionen von Beteiligten und Betroffenen (Polizei und Demonstrierende). Im Einzelnen untersucht werden: A) Polizeipraxis und professionelles Wissen: Wann, warum und wie bringt die Polizei Videoüberwachung von Versammlungen zum Einsatz. Das Augenmerk liegt neben den institutionellen (Polizeikultur) auf den subjektiven Wissensstrukturen (bspw. Kategorisierungen) und Erwartungen sowie der Herstellung dieses Wissens und entsprechender Praktiken in der alltäglichen Interaktion der Einsätze und Kommunikation unter Kolleg/innen (Polizistenkultur). Außerdem werden die Auswirkungen auf Ermittlungsarbeit und Gerichtsverfahren erforscht B) Auswirkungen auf Teilnehmer/innen: Untersucht werden direkt handlungsleitende und situationsbezogene Effekte auf Versammlungsteilnehmer/innen, besonders die Auswirkungen auf das Demonstrationsverhalten (Raumnutzung, Handlungsrepertoires, Schutz vor Überwachung, Gegenüberwachung, Disziplinierung/Pazifizierung oder Radikalisierung) sowie persönlichkeits- und einstellungsformende Auswirkungen (auf die Neigung zur Teilnahme an Demonstrationen und generell politische Partizipation, Demokratiezufriedenheit, politische Selbstwirksamkeitserwartung, Entfremdung, Anregungen zu Reflexion und Selbstmanagement, Internalisierung von Kontrolle).C) Interaktion und Rückkopplung: Polizeipraxis und die Umgangsweisen der Aktivist/innen werden zudem in ihrer gegenseitigen Bezugnahme untersucht. Dabei geraten konkrete Interaktionen auf Demonstrationen sowie aufeinander bezogene taktische Adaptionen und möglicherweise ausgelöste Dynamiken einer Überwachungs-Gegenüberwachungs-Spirale in den Blick. Seit dem Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1983 wird in der Rechtsprechung angenommen, dass Überwachung von der Wahrnehmung von Grundrechten wie dem der Versammlungsfreiheit abschrecken könne. Die Untersuchung dieser Frage steht bisher jedoch aus. Sie soll mit dem Forschungsprojekt ViDemo beantwortet werden, welches zugleich einen Beitrag zum Verständnis moderner Institutionen der Sozialkontrolle, insbesondere Videoüberwachung leistet. In einem Grounded-Theory-Design werden verschiedene Erhebungsverfahren kombiniert. Gruppendiskussionen mit politischen Aktivist/innen und der Polizei sowie ethnographische Beobachtungen entsprechender Events werden durch Expert/inneninterviews und Dokumentenanalysen ergänzt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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