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Körperunzufriedenheit bei der Binge Eating Störung: kognitive und affektive Mechanismen der Aufrechterhaltung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232326593
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projektes war es zu klären, ob durch die Verwendung eines Körperbildexpositionstraining dysfunktionale Aufmerksamkeitsmuster bei der Betrachtung des eigenen Körpers bei Frauen mit BES reduziert werden können und ob diese Veränderung auch zu einer Reduktion der Körperunzufriedenheit führt. Um dieses Ziel zu erreichen wurden zunächst querschnittlich die Aufmerksamkeitslenkung auf den eigenen und einen fremden Körper unter Verwendung zweier Eyetracking-Experimente, sowie Kognitionen bei der Betrachtung des eigenen Körpers im Spiegel mittels einer Think-Aloud Task bei Frauen mit BES mit der einer gewichts- und altersgematchten Kontrollgruppe (ÜKG) verglichen. Darüber hinaus wurde im Rahmen einer längsschnittlichen Erfassung die Veränderung der Aufmerksamkeitslenkung durch ein Körperbildexpositionstraining erfasst. Die Ergebnisse aus den Analysen zeigen, dass Frauen mit BES die hässlichsten Körperzonen am eigenen Körper häufiger und länger betrachten als übergewichtige Frauen ohne BES. Entgegen unserer Erwartungen zeigte sich aber kein Unterschied zwischen den Gruppen in der initialen Aufmerksamkeitszuwendung zum eigenen Körper bei der Darbietung von konkurrierenden Körperstimuli bzw. nicht-körperbezogenen Vergleichsstimuli. Beide Gruppen wendeten sich in den frühen Phasen der aufmerksamkeitsbezogenen Informationsverarbeitung bevorzugt den Körperstimuli zu und dabei zusätzlich vermehrt dem eigenen Körper. In früheren Studien konnte bereits ein ähnliches Muster gezeigt werden und dies warf die Frage auf, ob diese verstärkte Hinwendung aus der höheren Salienz des eigenen Körpers oder der Vermeidung von Vergleichsprozessen mit dem fremden Körper resultiert. Die hier gefundenen Ergebnisse sprechen eher für eine erhöhte Salienz des eigenen Körpers, die sich jedoch nicht nur in der Gruppe der Frauen mit BES zeigt. Anhand der korrelativen Analysen konnte gezeigt werden, dass bei dieser vermehrten Hinwendung zum eigenen Körper vor allem Sorgen über Gewicht und Figur als kognitives Korrelat der Körperbildstörung eine Rolle spielen, nicht aber die emotionale Facette der Körperunzufriedenheit. Dies spricht für eine sorgfältige Unterscheidung dieser Phänomene bei der Erfassung der Körperbildstörung. Über die Veränderbarkeit der dysfunktionalen Aufmerksamkeitsmuster durch das durchgeführte Körperbildexpositionstraining lässt sich sagen, dass ausschließlich die Hinwendung zu den hässlichsten Körperzonen am eigenen Körper durch das Training reduziert werden konnte. In der Hinwendung zum eigenen Körper bei Vergleichsprozessen konnten keine Unterschiede gefunden werden. Dieses Ergebnis wurde zwar so zunächst nicht erwartet, lässt sich aber dadurch teilweise erklären, dass sich schon bei der querschnittlichen Untersuchung der Aufmerksamkeitszuwendung hier keine Unterschiede zwischen der BES-Gruppe und der ÜKG finden ließen. Entgegen früherer Befunde aus der Arbeitsgruppe ist unter Berücksichtigung dieser Befunde davon auszugehen, dass die bevorzugte Betrachtung des eigenen Körpers nicht dysfunktional ist, da sie gleichermaßen in beiden Gruppen gefunden wurde. Da jedoch auch Personen mit Übergewicht, jedoch ohne BES, eine vermehrte Körperunzufriedenheit im Vergleich zu normalgewichtigen Personen berichten, sollten künftige Untersuchungen zu körperbezogenen Vergleichsprozessen eine normalgewichtige Kontrollgruppe hinzuziehen. Im Hinblick auf die ausgebliebene Reduktion der vermehrten Zuwendung zum eigenen Körper in der TG lässt sich darüber hinaus schlussfolgern, dass es sich dabei um eine Intervention zu handeln scheint, die v.a. auf eine Reduktion der Aufmerksamkeitslenkung auf negativ bewertete Körperzonen abzielt. Sollte sich in Studien mit normalgewichtigen Personen eine vermehrte Hinwendung zum Selbstkörper bei der Darbietung konkurrierender Reize zeigen, müssten diese mit anderen Interventionen (z. B. der Methode des directed forgetting) verändert werden. Es konnte gezeigt werden, dass sich durch das Körperbildexpositionstraining sowohl die Körperunzufriedenheit als auch die Sorgen über Gewicht und Figur reduzieren ließen. Darüber hinaus reduzierte sich auch die allgemeine Essstörungspathologie und Depressivität durch das Körperbildexpositionstraining und auch die geäußerten negativ körperbezogenen Kognitionen reduzierten sich in der Trainingsgruppe stärker als in der Wartekontrollgruppe. Außerdem nahmen in der Trainingsgruppe nach dem Training die geäußerten positiv körperbezogenen Kognitionen zu. Es zeigte sich also über die Aufmerksamkeitsebene hinaus auch eine Veränderung in Bezug auf die kognitiven Aspekte des Körperbildes. Abschließend lässt sich sagen, dass durch den Einsatz eines Körperbildexpositionstrainings die Körperunzufriedenheit, die dysfunktionalen Kognitionen und Aufmerksamkeitsmuster v.a. in Bezug auf die Betrachtung des eigenen Körpers verändert werden können. Dies spricht für die Integration von Körperbild-Exposition in die Therapie der BES.

 
 

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