Strukturpolitik und Subventionen in der Bundesrepublik. Debatten und Entscheidungen nach dem "Wirtschaftswunder"
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt analysierte Debatten und Entscheidungen über Subventionen als Instrument der Bewältigung wirtschaftlichen Strukturwandels in der „alten“ Bundesrepublik von den frühen 1960er bis späten 1980er Jahren. Neben der Betrachtung der allgemeinen Subventionspolitik wurden, stellvertretend für die Strukturanpassung „alter“ Industrien einerseits und die Förderung als besonders „zukunftsfähig“ erachteter Branchen andererseits, dazu die Stahlindustrie und der Flugzeugbau genauer in den Blick genommen. Zur quantitativen Rekonstruktion der Subventionsentwicklung seit den späten 1950er Jahren wurde eine Datensammlung angelegt, die nach Branchen, Subventionsarten und -zielen differenziert und wesentlich auf den Finanz- und Subventionsberichten der Bundesregierung basiert. Neben zeitgenössischen Publikationen wurde weiterhin eine breite archivalische Quellenbasis herangezogen. Durch die Auswertung der entsprechenden historischen Quellen konnte herausgearbeitet werden, dass bereits um 1960 öffentliche und ministerieninterne Debatten über den Umfang staatlicher Subventionen und ihren Abbau begannen, die sukzessive zu einer umfassenden und systematischen, seit 1967 in zweijährigem Abstand vorgelegten Subventionsberichterstattung der Bundesregierung führten. In diesem Kontext lassen sich auch bereits Zusammenhänge mit der sektoralen und regionalen Strukturpolitik feststellen. Die hier begonnene „Verwissenschaftlichung“ der Strukturpolitik und Subventionsvergabe war jedoch nur von sehr begrenzter praktischer Wirksamkeit. Dies galt sowohl für die beiden vertieft untersuchten Branchen wie für die allgemeineren Debatten. Ihren Höhepunkt erreichten die Leistungen an die Industrie in den 1980er Jahren, obwohl der Subventionsabbau bereits seit den späten 1970er Jahren ein parteiübergreifendes politisches Ziel darstellte. Der Wechsel der Regierungskoalition 1982 markierte in dieser Hinsicht keinen wesentlichen Einschnitt. Große Branchen mit entsprechender Bedeutung für die Beschäftigung wurden offenkundig bevorzugt behandelt. Die konkrete Entwicklung einzelner Industrien war für die Praxis der Strukturpolitik und die Kosten der Subventionierung jedoch wichtiger. Das Projekt konnte jedoch auch zeigen, dass eine Fokussierung auf allgemeine politische Debatten und Programmatiken die konkrete Entwicklung industriepolitisch motivierter Subventionen ebenso wenig hinreichend erklärt wie rein quantitative Korrelationsansätze. Insgesamt verweisen die Projektergebnisse auf die begrenzte Lenkbarkeit industrieller Strukturen und darauf, dass Krisenphänomene und Branchengegebenheiten ihrerseits der Politik den Stempel aufdrückten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2017) Industrial Policy in Western Europe since the 1960s: Historical Varieties and Perspectives. Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte / Economic History Yearbook 58 (1) 23–33
Ahrens, Ralf; Eckert, Astrid M.
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Sectoral Subsidies in West German Industrial Policy: Programmatic Objectives and Pragmatic Applications from the 1960s to the 1980s, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 58 (2017), Heft 2
Ahrens, Ralf
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Ein ganz normales Subventionsgrab? Berlinförderung und Bundeshilfe für West-Berlin seit den 1960er Jahren, in: Jahresbericht des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2014 (2015), S. 43-47
Ahrens, Ralf
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Teure Gewohnheiten. Berlinförderung und Bundeshilfe für West-Berlin seit dem Mauerbau, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 102 (2015), S. 283-299
Ahrens, Ralf