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The Point-Blank Shot - from the shot to the stain: an interdisciplinary forensic analysis

Subject Area Pathology
Term from 2013 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 230327680
 
Final Report Year 2016

Final Report Abstract

Nachdem im Rahmen von Vorarbeiten ein dreifachkontrastierendes ballistisches Modell („triple contrast“) entworfen und seine Eignung für und Kompatibilität mit gleichzeitigen optischen, bildgebenden und molekularbiologischen Analysen erwiesen worden war, konnten kosteneffiziente, verschiedene Aspekte des Spurenbilds nach Schüssen auf biologische Ziele erfassende und diese integrierende Beschußexperimente durchgeführt werden. Im Rahmen solcher experimentellen Beschüsse wurden erstmalig die forensisch relevanten Nukleinsäuren gDNA, mtDNA, mRNA und miRNA aus Backspatterspuren aus dem Inneren von Schußwaffen isoliert und simultan untersucht. Dabei erwies sich die Analyse von mtDNA als mögliche Alternative für das „klassische“ forensische DNA-Profiling, wenn die Ausbeute an gDNA zu gering für die Erstellung eines STR-Profils ist. Außerdem wurde die Möglichkeit aufgezeigt, mRNA und miRNA parallel zur DNA aus Backspatter zu isolieren und zu analysieren und die Individualisierung von Material aus Schußspuren um den Aspekt der Kontextualisierung zu erweitern. In einer weiteren Beschußreihe wurde der Einfluß der Schußdistanz und verschiedener Waffentypen und –kaliber auf Ausmaß und Verteilung von Backspatterspuren und darin enthaltener DNA und miRNA untersucht. Erstmals konnte so demonstriert werden, daß zwar Waffentyp und –kaliber einen erheblichen Einfluß auf Entstehung und Reichweite von Backspatter haben, daß aber nachweisbarer Backspatter mit auswertbaren Nukleinsäurespuren im Inneren von Schußwaffen kein reines Nahschußphänomen ist, sondern auch in Entfernungen von bis zu 30 cm nachweisbar sein kann und etwa die Identifikation von Blut gestattet. Dieser Befund bestärkt noch einmal die Empfehlung, grundsätzlich und auch bei Schußentfernungen jenseits der extremen Nahschußweite das Innere von Schußwaffen auf das Vorhandensein von Spuren zu prüfen und bei nachfolgenden molekularbiologischen Untersuchungen auch die Analyse von RNA zur Kontextualisierung der Spur etwa hinsichtlich der Trefferzonenzuordnung zu erwägen. Um, im letzten Teil, das Alter von Spuren nach Schüssen auf biologische Ziele und damit den Zeitpunkt des Schusses ermitteln zu können, mußten zunächst geeignete Biomarker für die Zeitbestimmung ermittelt werden, da sich die die ursprünglich avisierten und in der Literatur vorgestellten Marker als unzuverlässig und nicht reproduzierbar erwiesen hatten. Für keinen von sechs sorgfältig ausgewählten Markern konnte jedoch anhand einer 15 Zeitpunkte umfassenden Probenreihe ein stetig mit der verstrichenen Zeit korrelierendes Degradationsprofil dargestellt werden, so daß die Ableitung eines regressionsbasierten Modells zur Berechnung des Alters einer Probe auf Grundlage des gemessenen Expressionswerts nicht möglich war und eine Anwendung auf Probenmaterial aus Beschüssen zunächst zurückgestellt wurde. Zwei Marker gestatteten allerdings die binäre Einordnung des Alters einer Probe als älter oder jünger als 15 Tage. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Arbeiten sowohl dieses abgeschlossenen Projekts als auch des SNF-Projekts von PD Dr. C. Scyhma konnten auf Grundlage der gewonnenen Ergebnisse auch valide, praxisfähige Empfehlungen für Erkennungsdienste, Spurensicherung und forensisch-wissenschaftliches Personal zur optimalen und quantitativen Sicherung, Lagerung und Untersuchung von forensischem Beweismaterial bei Feuerwaffendelikten zusammengestellt und im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen direkt vermittelt werden. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Projekts ergibt sich mithin aus der Häufigkeit der Verwendung von Feuerwaffen bei Kapitaldelikten und dem hohen Stellenwert, der der Aufklärung von Verletzungs- und/oder Tötungsdelikten mit Beteiligung von Feuerwaffen sowie deren auf objektive Belege begründete juristische Beurteilung eingeräumt wird.

Publications

  • On the effect of shooting distance, ballistic model construction, doping and weapon type on the simultaneous analysis of DNA and RNA from backspatter recovered from inside surfaces of firearms, Forensic Science International: Genetics Supplement Series 5 (2015) e644-e646
    M. Grabmuller, P. Cachée, C. Courts
    (See online at https://doi.org/10.1016/j.fsigss.2015.10.010)
  • Simultaneous analysis of nuclear and mitochondrial DNA, mRNA and miRNA from backspatter from inside parts of firearms generated by shots at "triple contrast" doped ballistic models, Forensic Sci Med.Pathol. 11 (2015) 365–375
    M. Grabmuller, C. Schyma, J. Euteneuer, B. Madea, C. Courts
    (See online at https://doi.org/10.1007/s12024-015-9695-3)
  • The ‘triple contrast’ method in experimental wound ballistics and backspatter analysis, Int J Legal Med 129 (2015) 1027–1033
    C. Schyma, C. Lux, B. Madea, C. Courts
    (See online at https://doi.org/10.1007/s00414-015-1151-0)
  • How far does it get?: -The effect of shooting distance and type of firearm on the simultaneous analysis of DNA and RNA from backspatter recovered from inside and outside surfaces of firearms, Forensic Sci.Int. 258 (2016) 11–18
    M. Grabmuller, P. Cachee, B. Madea, C. Courts
    (See online at https://doi.org/10.1016/j.forsciint.2015.10.030)
 
 

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