Detailseite
Projekt Druckansicht

Absoluter Nahschuss - Vom Schuss zur Spur: Eine interdisziplinäre forensische Analyse

Fachliche Zuordnung Pathologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230327680
 
Jedes Jahr werden Tausende von Straftaten unter Verwendung einer Feuerwaffe verzeichnet, bei vielen davon wird ein Schuß aus kurzer Distanz abgegeben. Voraussetzung für die Aufklärung solcher Taten und daher von hoher forensischer und juristischer Bedeutung ist die objektive und umfassende Rekonstruktion des entsprechenden Tathergangs. Hierfür ist die Untersuchung eines häufig komplexen Szenarios notwendig, die sich in verschiedene Einzelanalysen aufgliedern lässt, welche sowohl Opfer und Schütze, als auch die verwendete Waffe einbeziehen können. Ein systematischer und fachübergreifender forensischer Forschungsansatz zur Integration dieser Aspekte liegt jedoch bis heute nicht vor.Hierin soll erstmalig eine vom Abfeuern bis zur Entstehung und Konsolidierung einer biologischen Spur alle wesentlichen Einzelprozesse des Nahschußgeschehens einbeziehende forensisch-interdisziplinäre Analyse durchgeführt werden. Diese komplexe Analyse integriert die Darstellung und Untersuchung der Auswirkung der Mündungsgase auf Gewebe und Spurenmuster, die Modellierung von Schädelknochenfrakturen durch Projektildurchgang, die Untersuchung des Transportes von Knochenfragmenten, die Darstellung von Verlauf und Beschaffenheit des Schusswundkanals sowohl in biologischen Geweben als auch unter Berücksichtigung des Materialtransportes biologischer Spuren, die Gewinnung und Analyse von Schussrückständen auf Waffe und Schusshand, die Gewinnung und Analyse verschiedener nukleinsäurehaltiger Spuren aus dem Waffenlauf und die Untersuchung der Abhängigkeit des Spurenaufkommens von der Schussentfernung.Insgesamt könnten durch diese integrierte Analyse objektive Erkenntnisse zu Schussentfernung, -winkel, und -trefferzone, zu Tatzeitpunkt, verwendeter Waffe und Munition gewonnen, sowie eine eindeutige Zuordnung der Waffe zu Opfer und Schütze ermöglicht werden. Die vergleichende Analyse von Modellbeschüssen und realen Schusstodesfällen mittels Computertomographie ist zudem ein wesentlicher Schritt zur Übertragung der physikalischen Beobachtungen im Modell auf die biologische Wirklichkeit. Diese Erkenntnisse haben so auch einen unmittelbaren klinischen Nutzen, da auf diese Weise Prädiktoren für die Prognose insbesondere von Kopfschussverletzungen entwickelt werden könnten.Ein weiteres Ziel des Vorhabens ist die Zusammenstellung wissenschaftlich validierter aber praxisfähiger Empfehlungen für Erkennungsdienste, Spurensicherung und forensisch-wissenschaftliches Personal zur optimalen und quantitativen Sicherung, Lagerung und Untersuchung von forensischem Beweismaterial bei Feuerwaffendelikten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung