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Ungleichheiten in der Mortalitätsentwicklung und zukünftige Herausforderungen im Bereich Gesundheit

Antragsteller Dr. Domantas Jasilionis
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228989852
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wieso werden in einigen Ländern und Bevölkerungsgruppen kontinuierliche Verbesserungen in der Gesundheit und der Lebenserwartung erzielt, während andere weniger erfolgreich sind? Das Forschungsprojekt “Ungleichheiten in der Mortalitätsentwicklung und zukünftige Herausforderungen im Bereich Gesundheit“ (DIMOCHA) hatte zum Ziel, dieser Frage nachzugehen, indem neue theoretische, methodologische und analytische Einsichten in historische Sterblichkeitsunterschiede zwischen und innerhalb entwickelter Länder gegeben werden. Eines der wichtigsten Ergebnisse des Projektes ist die neue internationale und frei zugängliche Todesursachendatenbank (www.causesofdeath.org). Diese wird zukünftig eine wichtige Datenquelle für die Forschung sein, die sich mit den Ursachen der Veränderungen und Disparitäten in der menschlichen Sterblichkeitsentwicklung auseinandersetzt. Diese neue internationale Datenquelle zu den Todesursachen basiert auf detaillierten Rekonstruktionen von Zeitreihen zur Entwicklung der Todesursachen. Hierdurch konnten viele Inkonsistenzen bereinigt werden, die in den offiziell veröffentlichten Daten zu finden sind. Das DIMOCHA Projekt hat mehrere wichtige theoretische und methodologische Innovationen hinsichtlich der Analyse von Sterblichkeitsdisparitäten zwischen und innerhalb von Ländern hervorgebracht. Erstens wurde die Theorie des epidemiologischen Übergangs auf Basis von Erkenntnissen über Divergenz-Konvergenz Zyklen in der Sterblichkeitsentwicklung ergänzt, die insbesondere durch Forschung zu der gerade beobachteten Sterblichkeitskonvergenz in Zentralund Osteuropa gesammelt werden konnten. Zweitens wurde das Konzept der Vorreiterbevölkerungen in der Langlebigkeitsentwicklung auf der subnationalen Ebene getestet, um zu erforschen, ob die Teilbevölkerungen mit den größten Verbesserungen bei den Überlebenschancen auch Aufschlüsse darüber liefern können, über welche Wege zurückliegende Bevölkerungsgruppen weitere Fortschritte erzielen könnten. Drittens wurden eine Reihe von neuen Dekompositionsmethoden und -ansätzen entwickelt, um Sterblichkeitsunterschiede zu untersuchen. Diese Methoden wurden erfolgreich empirisch getestet. Sie erlauben a) zu identifizieren, in welchem Maße ein Zusammenhang zwischen den momentan beobachteten Sterblichkeitsunterschieden zwischen und innerhalb von Ländern mit in der Vergangenheit existierenden Differenzen besteht, oder b) die insgesamt zu beobachtenden Sterblichkeitsunterschiede zwischen einzelnen Ländern zu eruieren, und zu ermitteln, wie diese mit Sterblichkeitsdisparitäten zwischen spezifischen Gruppen von Ländern zusammenhängen. Mehrere wichtige und politikrelevante empirische Studien wurden im Rahmen dieses Projekts durchgeführt, die spezielle Aspekte des epidemiologischen Übergangs beleuchten und die zunehmende Wichtigkeit von Unterschieden zwischen und innerhalb von Ländern unterstreichen. Auf internationaler Ebene lässt sich eine Zunahme der Unterschiede in der Entwicklung der Lebenserwartung in entwickelten Ländern attestieren. Die Varianz war 2010 dreimal höher als 1970. Selbst 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer kann ein großer Anteil der bestehenden Disparitäten immer noch den Ost-West Unterschieden in der Lebenserwartung zugerechnet werden. Jedoch könnten die Erfolge in Ostdeutschland, der Tschechischen Republik und Polen sowie, in jüngerer Zeit, in den drei baltischen Staaten und Russland als erste Anzeichen für eine Sterblichkeitskonvergenz gewertet werden. In dieser Hinsicht ist die deutsche Wiedervereinigung und ihre Auswirkungen auf die Angleichung der Lebenserwartung in Ostund Westdeutschland ein bemerkenswerter Fall. Jedoch zeigen die im Rahmen des Projektes gewonnenen Erkenntnisse auf, dass in Ostdeutschland bereits in den 1980er Jahren ein Rückgang der Sterblichkeit einsetzte. Insofern hat die deutschen Wiedervereinigung den Prozess nicht eingeleitet, sondern eher bereits vor 1989 beobachtbare Entwicklungen verstärkt und beschleunigt. Das wichtigste Ergebnis bei der Vermittlung der Erkenntnisse in der internationalen Forschungsgemeinschaft ist die bald erscheinende Sonderausgabe des European Journal of Population, welches komplett den Ergebnissen des Projektes gewidmet ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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