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Der Protestantismus und die Debatten um den deutschen Sozialstaat

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 200984086
 
Das hier beantragte Projekt untersucht den Einfluss protestantischer Vorstellungen von sozialer Ordnung auf die Gründung und Ausgestaltung des bundesdeutschen Sozialstaats. Der soziale Protestantismus veränderte in den 1960er und 1970er Jahren sein Profil und sein Verhältnis zum Sozialstaat grundlegend. Von einer gegenüber dem Ausbau der sozialen Sicherung skeptischen bis ablehnenden Position entwickelte er sich zu einer Kraft, die sich mehrheitlich für gestaltende Eingriffe des Staates in gesellschaftliche Verhältnisse einsetzte und hierfür eigene Konzepte entwickelte. Das Forschungsvorhaben verortet den Veränderungsprozess des sozialen Protestantismus in dreifacher Hinsicht: Erstens sind die Ansätze und Konzepte in die Verlaufslinien der grundlegenden zeitgenössischen Ethik-Debatten im westdeutschen Nachkriegsprotestantismus einzuordnen. Zudem durchlief die bundesdeutsche Gesellschaft seit den 1960er Jahren ebenfalls einen tief greifenden Wandlungsprozess. Lebenswelten, Werthaltungen und Kultur veränderten sich, und die Entwicklungen des sozialen Protestantismus sind auf ihr Wechselverhältnis mit den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen hin zu untersuchen. Drittens schließlich kann man auch in der sozialstaatlichen Entwicklung bis Ende der 1970er Jahre mehrere Phasen unterscheiden. Auf eine vorwiegend christdemokratisch geprägte Gründungsphase in der Nachkriegszeit folgte eine sozialdemokratisch geprägte Expansions- und Reformphase in den 1960er und frühen 1970er Jahren, an die sich nach den Ölpreiskrisen der 1970er Jahre eine Phase des gebremsten Wachstums und partieller Einschnitte in das soziale Netz unter dem Vorzeichen finanzieller Konsolidierung anschloss. Wie der soziale Protestantismus unter diesen unterschiedlichen sozialen und politischen Rahmenbedingungen agierte, inwieweit er von ihnen geprägt wurde und inwiefern er selbst ein Gestalter dieser Bedingungen war, ist die zentrale Leitfrage, der sich das Forschungsvorhaben mit zwei Teilprojekten nähert.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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