Detailseite
Projekt Druckansicht

Anerkennung in Organisationen des Alters

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228478979
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das qualitativ ausgerichtete Forschungsprojekt „Anerkennung in Organisationen des Alters“ fokussierte die Auswirkungen und Bedingungen von Anerkennung auf der Mikro- und Mesoebene in gruppenförmig organisierten, aus ruheständischen Freiwilligen bestehenden Verbünden im Rahmen zweier Freiwilligenorganisationen (Freiwilligenagentur, Mehrgenerationenhaus). Dabei wurde eine analytische Trennung in interaktionale (z.B. Feedbackprozesse) und organisationale Formen (z.B. kostenlose Fortbildungsangebote) der Anerkennungsvermittlung vorgenommen. Es stellte sich heraus, dass die erbrachte Leistung und das Bedürfnis nach sozialem Anschluss für ältere Freiwillige als die entscheidenden Gegenstände von Anerkennungsvermittlung gelten können. Denn die Anerkennungserwartungen und –Bedürfnisse älterer Freiwilliger fokussieren entweder auf emotionale Zuwendung (in Verbindung mit Sozialisationsprozessen) oder auf die soziale Wertschätzung ihrer Leistung (in Verbindung mit Identitätsentwicklung). Dahinter verbirgt sich das Ziel der Älteren, die eigene Selbstwirksamkeit und Selbstanerkennung zu stabilisieren. Anerkennung hat letztlich integrierenden und inkludierenden Charakter. Deutlich wurde außerdem, dass es in erster Linie die interaktionale Anerkennung ist, auf die die älteren Freiwilligen, überraschenderweise auch im Hinblick auf ihr Lernen, fixiert sind. Die organisationale Anerkennung hat für das individuelle Anerkennungsstreben sowie für das Lernen im Alter rahmenden resp. lernunterstützenden Charakter; sie ermöglicht, unterstützt und gewährleistet den Zugang zu interaktionaler Anerkennung und dem Lernen für die Anerkennung. Im Hinblick auf die Frage nach der Genese von Anerkennungskultur zeigte sich, dass die älteren Freiwilligen die interaktionale Anerkennungskultur durch ihre eingebrachten Erwartungen von vornherein selbst (mit-) gestalten, während wirkungsvolle organisationale Anerkennungskultur Aufgabe der Organisation resp. der Gruppenleitung ist. Für die Wirksamkeit von Anerkennungsvermittlung erwiesen sich fünf Bedingungen als entscheidend: 1. Selbstwirksamkeit als sich selbst zugestandene Berechtigung zur Anerkennung von außen. 2. Identifikation mit der Engagementrolle resp. Engagementgruppe. 3. Im Vermittlungsakt gegebene performative Wahrnehmung der erbrachten Leistung resp. der anzuerkennenden Persönlichkeit über Sprache oder Gesten. 4. Individuell und exklusiv inszenierte Anerkennungsvermittlung. 5. Kontinuität hinsichtlich eingeführter anerkennungskultureller Praxismuster. Desweitern wurden sechs zentrale Anerkennungsbedarfe erkennbar: 1. Ermöglichung und Absicherung der interaktionalen Anerkennung. 2. Möglichkeit des Austauschs oder der Zusammenarbeit im Freiwilligenverbund. 3. Herstellung persönlicher Beziehungen. 4. Selbstbestimmungs- resp. Mitsprache- und Mitbestimmungsmöglichkeiten. 5. Von anderen organisierte anerkennungskulturelle Rahmungen. 6. Ausreichende bzw. passende finanzielle, räumliche und personelle Ressourcen. Anhand dieser Anerkennungsbedarfe lassen sich fünf organisationskulturelle Auswirkungen festmachen, die als Merkmale von Anerkennungskultur in den untersuchten ‚Organisationen des Alters‘ gelten können: 1. Dienstleistungskultur; 2. Beziehungskultur; 3. Partizipationskultur; 4. Gruppenkultur; 5. Veranstaltungskultur. Überraschend war die Einheitlichkeit des Altersbildes der Probanden, das die Ruhestandsphase als aktive, selbst zu gestaltende, individualisierte Lebensphase nachzeichnete und mit einer deutlichen Abgrenzung von Disengagement betreibenden Ruheständlern einherging. Der praktische Nutzen dieser Erkenntnisse liegt vor allem darin, den Bedarf und die Notwendigkeit einer passenden Gestaltung von Anerkennungskultur in ‚Organisationen des Alters‘ – und Freiwilligenorganisationen überhaupt – bewusst zu machen. Ein erster Schritt dazu ist der bereits publizierte Überblick über das hier berichtete Projekt im Newsletter des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014): Akteur und Umwelt. Zur Betrachtung organisationaler Lernanlässe. In: Engel, N. / Sausele-Bayer, I. (Hrsg.): Organisation. Ein pädagogischer Grundbegriff. Münster, S. 65-83
    Giskes, Mira / Karl, Elisabeth
  • (2014): Anerkennung in der Freiwilligenarbeit älterer Menschen. Bildungsforschung 11 (1): S.1-12
    Giskes, Mira
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.25539/bildungsforschun.v1i0.173)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung