Jenseits des Werther-Effekts. Die Bedeutung von Medien im Kontext depressiver Erkrankungen und suizidalen Verhaltens
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Man geht davon aus, dass ein Suizidfall mindestens sechs andere Menschen beeinflusst, Suizide in Schulen sogar hunderte andere Menschen, medial vermittelte Suizide übersteigen diese Zahl noch um ein Vielfaches. Dass der Einfluss von Suiziddarstellungen in den Medien auf das Publikum dabei jedoch nicht gleichförmig ist – so wie dies in vielen Studien zum Werther-Effekt unterstellt wird – dafür liefert das vorliegende DFG-Projekt wichtige Belege. So hat es sich als gewinnbringend herausgestellt, neben präzipitierenden Faktoren (also der Suizidberichterstattung bzw. Suiziddarstellungen) auch nach wichtigen prädisponierenden Faktoren zu differenzieren. Die vorliegende Studie konnte einige Hinweise erbringen, dass die gemeinsame Fokussierung von Depression und Suizidalität vor dem Hintergrund der zahlreichen Studien zum Werther-Effekt lohnenswert ist. So ließen sich die theoretischen Überschneidungen bei der Modellierung von Depression und Suizidalität gemeinsam in ein integratives handlungstheoretisches Modell einfügen, für das überdies einige empirische Belege erbracht werden konnten. Dafür wurde eine für die erwachsene bundesdeutsche Bevölkerung repräsentative Telefonbefragung durchgeführt, in der sowohl nach Depressionen als auch nach der Suizidalität gefragt und zentrale Aspekte der Mediennutzung, -rezeption und -wahrnehmung erfasst wurden. Mithilfe der Daten kann erstmals ein für Deutschland repräsentatives Bild der vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Depression, Medien und Suiziden gezeichnet werden, das die bisherigen Befunde zum Werther-Effekt relativiert: Suiziddarstellungen in den Medien haben nicht auf alle Rezipienten die gleichförmige, schädliche Wirkung, wie dies in früheren Arbeiten zu medieninduzierten Nachahmungssuiziden festgestellt wurde. Vielmehr ist ein komplexes Zusammenspiel aus spezifischer Medienzuwendung und individuellen Personenmerkmalen dafür verantwortlich, welchen Einfluss Medien auf die individuelle Suizidalität entfalten können.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013). Medien und Suizide: Überblick über die kommunikationswissenschaftliche Forschung zum Werther-Effekt. Suizidprophylaxe, 40(3), 96–107
Scherr, S.
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(2014). EPA-0404 – Correlation and causality between the use of online health forums and suicidality: Evidence from a German representative survey and a large-scale online panel survey. European Psychiatry, 29(S1)
Scherr, S., & Reinemann, C.
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(2014). EPA-0502 – A systematic analysis of all studies that ambiguously prove copycat suicides after media coverage of suicide. European Psychiatry, 29(S1)
Scherr, S., & Steinleitner, A.
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(2015). Depression and the media: A change in media perception can change minds [eLetter]. The British Journal of Psychiatry
Scherr, S.
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(2015). Zum Zusammenhang der Nutzung von Gesundheitsforen im Internet und der Suizidalität der Nutzer. In M. Schäfer, O. Quiring, C. Rossmann, M. Hastall, & E. Baumann (Hrsg.), Gesundheitskommunikation im gesellschaftlichen Wandel [Health communication in a changing society] (S. 129–138). Baden-Baden: Nomos
Scherr, S.
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(2015). Zwischen dem Werther- und Papageno-Effekt. Der Nervenarzt, 86, 557–565
Scherr, S., & Steinleitner, A.
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(2016). Depression – Medien – Suizid: Zur empirischen Relevanz von Depressionen und Medien für die Suizidalität. Wiesbaden: Springer VS
Scherr, S.
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(2016). First do no harm: Cross-sectional and longitudinal evidence for the impact of individual suicidality on the use of online health forums and support groups. Computers in Human Behavior, 61, 80–88
Scherr, S., & Reinemann, C.