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Jenseits des Werther-Effekts. Die Bedeutung von Medien im Kontext depressiver Erkrankungen und suizidalen Verhaltens

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227979919
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Man geht davon aus, dass ein Suizidfall mindestens sechs andere Menschen beeinflusst, Suizide in Schulen sogar hunderte andere Menschen, medial vermittelte Suizide übersteigen diese Zahl noch um ein Vielfaches. Dass der Einfluss von Suiziddarstellungen in den Medien auf das Publikum dabei jedoch nicht gleichförmig ist – so wie dies in vielen Studien zum Werther-Effekt unterstellt wird – dafür liefert das vorliegende DFG-Projekt wichtige Belege. So hat es sich als gewinnbringend herausgestellt, neben präzipitierenden Faktoren (also der Suizidberichterstattung bzw. Suiziddarstellungen) auch nach wichtigen prädisponierenden Faktoren zu differenzieren. Die vorliegende Studie konnte einige Hinweise erbringen, dass die gemeinsame Fokussierung von Depression und Suizidalität vor dem Hintergrund der zahlreichen Studien zum Werther-Effekt lohnenswert ist. So ließen sich die theoretischen Überschneidungen bei der Modellierung von Depression und Suizidalität gemeinsam in ein integratives handlungstheoretisches Modell einfügen, für das überdies einige empirische Belege erbracht werden konnten. Dafür wurde eine für die erwachsene bundesdeutsche Bevölkerung repräsentative Telefonbefragung durchgeführt, in der sowohl nach Depressionen als auch nach der Suizidalität gefragt und zentrale Aspekte der Mediennutzung, -rezeption und -wahrnehmung erfasst wurden. Mithilfe der Daten kann erstmals ein für Deutschland repräsentatives Bild der vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Depression, Medien und Suiziden gezeichnet werden, das die bisherigen Befunde zum Werther-Effekt relativiert: Suiziddarstellungen in den Medien haben nicht auf alle Rezipienten die gleichförmige, schädliche Wirkung, wie dies in früheren Arbeiten zu medieninduzierten Nachahmungssuiziden festgestellt wurde. Vielmehr ist ein komplexes Zusammenspiel aus spezifischer Medienzuwendung und individuellen Personenmerkmalen dafür verantwortlich, welchen Einfluss Medien auf die individuelle Suizidalität entfalten können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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