Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Texte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Historische Geographie ist eine der wichtigsten Disziplinen, die eine Rekonstruktion der Geschichte des Alten Orients ermöglichen. Es sind überwiegend die Keilschriftquellen, die den Zugang zu den zahlreichen Ortsnamen gewähren. Eine große Anzahl einschlägiger Orts- und Gewässernamen ist als kommentierte Materialsammlung in der Reihe Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes (RGTC) erfasst, die im Rahmen des Tübinger Atlas des Vorderen Orients (TAVO) herausgegeben wurde. Es liegen bisher 14 Bände bzw. Teilbände vor (1974–2007), die nach chronologischen und regionalen Kriterien gegliedert sind und sich zusammen mit den entsprechenden TAVO-Karten als ein eminent wichtiges Hilfsmittel für die Erforschung der Historischen Geographie erwiesen haben. Von dem letzten Band (RGTC 7), der die umfangreichen Orts- und Gewässernamen (ca. 3500) der neuassyrischen Texte (10.–7. Jh. v. Chr.) umfassen sollte, erschien 2007, im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts unter der Leitung von Wolfgang Röllig, der erste Teil (RGTC 7/1), der die Ortsnamen der Levante (ca. 460) zum Inhalt hat (A. M. Bagg, Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit. Teil 1: Die Levante, Wiesbaden, Dr. Ludwig Reichert Verlag). Ziel des vorliegenden Projekts war die Bearbeitung und Publikation der Orts- und Gewässernamen der restlichen Regionen des neuassyrischen Reiches (ca. 3000). Im ersten Projektabschnitt (2012–2016) wurden ca. 1600 Ortsnamen bearbeitet, die folgende Regionen umfassen: das Kernland Assyriens, das Osttigrisgebiet, der Mittlere Euphrat, der in RGTC 7/1 nicht behandelte Teil der nordwestlichen Jezireh, die östliche Jezireh, der Obere Tigris, die arabische Halbinsel und Ägypten. Die Ergebnisse wurden 2017 als Band 7/2 der Reihe RGTC publiziert (A. M. Bagg, Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit. Teil 2: Zentralassyrien und benachbarte Gebiete, Ägypten und die arabische Halbinsel, Wiesbaden, Dr. Ludwig Reichert Verlag). Die restlichen Regionen, nämlich Babylonien, Urarṭu und die östlichen Gebiete (ca. 1400 Ortsnamen) wurden im zweiten Projektabschnitt (2016–2019) untersucht und schließen als Band 7/3 die Reihe RGTC ab (A. M. Bagg, Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit. Teil 3: Babylonien, Urarṭu und die östlichen Gebiete, Wiesbaden, Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2020). RGTC 7 bietet die einzige umfassende Darstellung der Toponymie des neuassyrischen Reiches nach dem aktuellen Forschungsstand und schließt eine wichtige Lücke in der Forschung. Künftige Untersuchungen zur Historischen Geographie Assyriens werden somit auf eine sichere Basis gestellt. In dieser Hinsicht öffnet RGTC 7 mehrere Möglichkeiten für weiterführende Studien. In erster Linie bietet die alphabetisch angeordnete Materialsammlung einen schnellen Zugang zu den Quellen und den wichtigsten Informationen sowie weiterführende Angaben zu einem Toponym. Die im Kommentar erörterten Lokalisierungsvorschläge zusammen mit der Angabe der Primärquellen sollen die Erschließung neuer topographischer Evidenz, schriftlicher oder archäologischer Natur, unterstützen. Darüber hinaus ermöglicht die Angabe der sprachlichen Herkunft der Ortsnamen mit weiterführender Literatur etymologische Studien. Die identifizierten Ortsnamen wurden in drei Karten, zwei in RGTC 7/2 und eine in RGTC 7/3, zusammengestellt. Die Kommentare und Register Hinweise enthalten schließlich auf historische und moderne Karten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
Assyria and the West: Syria and the Levant, in: E. Frahm (Hrsg.), A Companion to Assyria, Malden-Oxford, 2017, 268–274
A. M. Bagg
-
Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit. Teil 2: Zentralassyrien und benachbarte Gebiete, Ägypten und die arabische Halbinsel, zwei Halbbände, Wiesbaden, Dr. Ludwig Reichert Verlag, 2017 (Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes Band 7/2). lxxxviii + 832 Seiten mit zwei Karten
A. M. Bagg
-
Untersuchungen zu den „arabischen“ Toponymen und zur Rezeption der „Araber“ in den historischen Quellen der Assyrer, in: A. Hausleiter / R. Eichmann / M. al- Najem (Hrsg.), Taymā’ I. Archaeological Exploration, Paleoenvironment, Cultural Contacts, Oxford, 2018, 248–267
A. M. Bagg
-
At the limits of Historical Geography: Reconstructing Aramaean territories in the West according to the Neo-Assyrian written sources, in: J. Dušek / J. Mynářová (Hrsg.), Aramaean Borders. Defining Aramaean Territories in the 10th – 8th Centuries B.C.E., Leiden- Boston, 2019, 3–25
A. M. Bagg
-
The Neo-Assyrian Empire and its chronological and geographical frameworks, in: G. Lanfranchi et al. (Hrsg.), Neo-Writing Assyrian History, Winona Lake, SAAS , S. 27-44
A. M. Bagg
-
Die Orts- und Gewässernamen der neuassyrischen Zeit. Teil 3: Babylonien, Urarṭu und die östlichen Gebiete, zwei Halbbände, Wiesbaden, Dr. Ludwig Reichert Verlag, voraussichtlich 2020 (Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes Band 7/3). ciii + 984 Se
A. M. Bagg