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Die Fristigkeitsstruktur von Illiquiditätsprämien und ihre makroökonomischen Determinanten
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Philipp Schuster; Professorin Dr. Marliese Uhrig-Homburg
Fachliche Zuordnung
Accounting und Finance
Statistik und Ökonometrie
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung von 2012 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 226975202
Auf Anleihemärkten werden Investoren durch höhere Renditen für die Übernahme von Illiquiditätsnachteilen kompensiert. Die Ergebnisse aus der ersten Phase des Projektes legen jedoch nahe, dass ein klarer Zusammenhang zwischen den damit verbundenen Illiquiditätsprämien und typischen Liquiditätsmaßen wie der Geld-Brief-Spanne nur in Krisenphasen besteht. Daher stellt sich die natürliche Anschlussfrage, warum bisherige Liquiditätsmaße in ruhigen Phasen weniger gut funktionieren. Darauf aufbauend wollen wir allgemein untersuchen, wie die Messung von Liquidität an die ökonomischen Rahmenbedingungen angepasst werden sollte. Aus konzeptioneller Sicht sprechen mindestens zwei Gründe dafür, Liquidität abhängig vom ökonomischen Kontext zu messen. Erstens liefern standardmäßig verwendete Transaktionskostenmaße, die aus Daten von abgeschlossenen Geschäften berechnet werden, nur ein unvollständiges Bild. Grund dafür ist, dass geplante aber wegen extremer Illiquidität nicht durchgeführte Transaktionen in den Daten nicht auftauchen. Zweitens spielen für den Einfluss der Liquidität auf Anleiherenditen letztendlich nicht die heutigen, sondern die zu zukünftigen Verkaufszeitpunkten erwarteten Handelskosten eine Rolle. Da Transaktionskosten vor allem in Krisenzeiten enorm steigen, ist völlig unklar, ob die heutige Liquidität in ruhigen Phasen überhaupt ein gutes Proxy für zukünftig erwartete Transaktionskosten ist. Im beantragten zweiten Projektteil wollen wir zunächst ein Prognosemodell für erwartete Transaktionskosten entwickeln. Dabei spielt die Restlaufzeit der Anleihe als natürliche Obergrenze für den Haltehorizont eine zentrale Rolle und führt zu einer Zeitstruktur der Liquiditätsmessung. Die aus dem Prognosemodell ableitbaren Liquiditätsmaße sollen im zweiten Schritt dazu verwendet werden, den Einfluss von Liquidität auf Anleihepreise neu zu bewerten. Der Erklärungsgehalt der neu entwickelten Liquiditätsmaße für Anleihepreise dient dabei auch als Kriterium, mit dem unterschiedliche Maße verglichen werden können. Da Ansätze zur marktphasenabhängigen Liquiditätsmessung auch für andere Wertpapiermärkte bisher nicht existieren, werden im letzten Schritt die Erkenntnisse auf den Aktienmarkt übertragen. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse über mindestens zwei Wege Einfluss auf die Praxis haben. Zum einen liefert unser Prognosemodell erwartete Handelskosten für Anleihen, für die keine oder nur wenige Daten vorliegen. Gerade für diese illiquiden Wertpapiere sind Angaben zu Transaktionskosten aus praktischer Sicht jedoch sehr wichtig. Zum anderen lässt sich mit unseren neu entwickelten Maßen bereits in ruhigen Marktphasen ein Zusammenhang zwischen der Liquidität eines Wertpapiers und dem damit verbundenen Preiseinfluss feststellen. Dies erlaubt beispielsweise mit Hilfen von Szenario-Analysen eine Prognose der Auswirkungen von Liquiditätsverschlechterungen in Krisenzeiten und verbessert damit nachhaltig das Risikomanagement.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen