Neue Texte Kants. Transkription, Edition, Kommentierung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit Blick auf das bis dato Erreichte können sowohl die Überlieferung der Handschrift als auch der Entstehungskontext der weitaus meisten Notizen als geklärt angesehen werden. Im Danziger Exemplar haben wir die Spuren eine sorgfältigen Lesers des Baumgartenschen Lehrbuches aus dem Winter 1755/56 vor uns: Es handelt sich nicht um Präparationen auf eine eigene Lehrveranstaltung. Eine geringere Anzahl von Eintragungen ist deutlich später (vermutlich in der ersten Hälfte der 1770er Jahre) entstanden; diese heben sich ab durch die Art der Schriftzüge, eine größere inhaltliche Distanz zum Text des Lehrbuches und ihre sprachliche Verfassung. Deshalb ist für die Publikation auch geplant, den Wortlaut des Bezugstextes mit abzudrucken. Während die Hauptmasse aus kurzen, häufig nicht syntaktisch verbundenen Worten und skizzenhaften Überlegungen oder Assoziationen besteht, ist auf den ersten Seiten der eingeschossenen Blätter (1v, 2r, 2v, 3r / = P_003d-006d) eine zusammenhängende, eigenständige >Reflexion< zum >Satz vom Widerspruch< festgehalten: hinzukommen die Durchschußseiten: 7r, 9r, 17r. Ob auch der Text der Vorderseite des Durchschußblattes 127 (zu § 744) mit zu dieser späteren Schicht gehört, ist offen. Insgesamt gesehen stehen die wenigen gar nicht, unsicher oder nicht hinreichend sicher gelesenen Worte einer Benutzung der durch die Handschrift überlieferten Überlegungen des Verfassers nicht entgegen. Freilich stellt eine Quelle der beschriebenen Art besondere Herausforderungen an eine sachgerechte Edition und die ihr folgende wissenschaftliche Benutzung; denn je für sich genommen ist Hauptmasse der kurzen >Notizen< beinahe unverständlich. Sie sprechen erst dann zum Leser, wenn der Kontext, d. h. in erster Linie der zugehörige § des Baumgartenschen Handbuches zur Kenntnis genommen wird. In zweiter Linie ergeben sich insgesamt gesehen zahlreiche Konsequenzen für eine interpretativ-deutende Entwicklungsgeschichte der Kantischen Philosophie vor dem Hintergrund der Wolff-Baumgartenschen Metaphysik. Ihr besonderer Wert liegt im Zeitraum ihrer Entstehung, aus dem bekanntlich nur sehr wenige handschriftliche Zeugnisse von Immanuel Kant erhalten sind. Die Drucklegung ist für das Jahr 2017 geplant.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Kant und Baumgarten: Exemplare der >Metaphysica<. Ein nachfragender Bericht, in: editio. Internationales Jahrbuch für Editionswissenschaft (Berlin: de Gruyter 2014) 27/2013, S. 96- 111 : 2Abb.
Werner Stark
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Moraltheologie und Cosmologischer Beweis. Hinweise und Überlegungen zu einer übersehenen Reflexion von Immanuel Kant, in: Patricia Kauark-Leite / Giorgia Cocchinato / Virginia de Araujo Figueiredo / Margit Ruffing / Alice Serra (Eds.): Kant and the Metaphors of Reason. (Hildesheim et al. 2015) |The IV Kant Multilateral Colloquium: Tiradentes, Minas Gerais, Brazil, from August 11th to 14th, 2013 / Universidade Federal de Minas Gerais (UFMG)|, S. 227-241 |2 Abb.|. IISBN 978-3-487-15124-3]
Werner Stark
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Versuch eines summarischen und pointierten Berichts über die Vorlesungen von Immanuel Kant, in: Bernd Dörflinger / Claudio La Rocca, Robert Louden / Ubijara Rancan de Azevedo Marques (Eds.): Kant's Lectures / Kants Vorlesungen [Tagungsband: VIII Colóquio Kant de Marilia: As Vorlesungen de Kant: 19. - 21. August 2013. (Berlin / Boston: de Gruyter 2015), S. 1-30 : 4 Abb.
Werner Stark