Design, Kunst, Lebenswelt. Ästhetische Strategien und kulturelle Wirksamkeit"
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im D-A-CH-Kooperationsprojekt zwischen der Universität der Künste Berlin und der Zürcher Hochschule der Künste zum Thema Design, Kunst, Lebenswelt. Ästhetische Strategien und kulturelle Wirksamkeit ist die ästhetische Dimension der Materialität von kulturellen Praktiken untersucht worden. In den heutigen praxeologischen Theorien scheinen Dinge auf ihre praktische Bedeutung reduziert zu werden. Sie werden im Sinne der Interobjektivität vor allem als Träger von Handlungen theoretisiert. Dabei wird vernachlässigt, dass die Wirksamkeit der Dinge zum einen nicht abzulösen ist von ihrer ästhetischen Gestaltung und zum anderen die Dinge in ihrer materiellen Fundierung eigene Effekte im Ästhetischen zeitigen. Das Forschungsprojekt hat deshalb das Verhältnis von Ästhetik und Praxis, von Kunst und Design, von Wirksamkeit und ihrer Unterbrechung jenseits ihrer üblichen Dichotomisierungen zum Gegenstand gemacht. Dabei wurden drei Schwerpunkte gesetzt: Zum ersten wurde das Dispositiv der Ausstellung einer Analyse unterzogen. Es konnte gezeigt werden, dass mit dem Ausstellen von Dingen in Kunst und Design durch die verschiedenen ästhetischen Strategien der Exponierung und Arretierung der Blick auf andere Praxisverständnisse gelenkt wird. Wenn in den Künsten mit den Kräften der Dinge gearbeitet wird, dann im Hinblick auf die Momente der Passion in der Aktion. Sie exponieren einen anderen Gebrauch. Zum zweiten ist herausgearbeitet worden, auf welchen materiellen Bedingungen die heutigen Theorien der Eigenmächtigkeit der Dinge, wie man sie in der Akteur-Netzwerk-Theorie oder dem spekulativen Realismus findet, ihrerseits beruhen und dass sich Parallelen zu den autopoietischen Mechanismen einer auf Spekulation beruhenden Finanzökonomie ziehen lassen. Drittens wurde die Materialität der Dinge in künstlerischen Produktionsprozessen untersucht. Die Dinge entfalten – wie exemplarisch anhand der Wirksamkeit der Dinge im Film gezeigt werden konnte – in den Künsten eine Eigendynamik, die auch die künstlerischen Medien tangiert. Während die bisherige Forschung die filmischen Möglichkeiten darin sieht, die Dinge entweder zu registrieren oder zu animieren, ist im Projekt gezeigt worden, was die Dinge ihrerseits mit dem Film machen. Die Dinge tragen die filmische Handlung in der Produktion narrativer Zusammenhänge, und sie unterbrechen sie durch ihre sinnliche Materialität und öffnen darüber den spezifisch filmischen Raum.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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For Me, Myself and I: Architecture in the Age of Self- Reflexivity“, in: Real Estates, hrsg. v. Jack Self, London 2014, S. 51-56
Peer Illner
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„Kunst und Design“, in: Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, hrsg. v. Hubertus Butin, Köln: Snoeck 2014, S. 169-173
Kathrin Busch
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Ausstellen. Zur Kritik der Wirksamkeit in den Künsten, Zürich: diaphanes 2016 (DENKT KUNST). 368 S. - 9783037345665
Kathrin Busch, Burkhard Meltzer und Tido von Oppeln (Hg.)
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„Der Künstler als Whistleblower, Kartografie, Kapitalismus und cognitive mapping“, in: Anderes Wissen, hrsg. v. Kathrin Busch, München: Fink 2016, S. 282-318. 9783770558988
Peer Illner
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„Film, eingefangen von der Macht der Dinge", in: Ausstellen. Zur Kritik der Wirksamkeit in den Künsten, hrsg. v. Kathrin Busch, Burkhard Meltzer und Tido von Oppeln (DENKT KUNST). Zürich: diaphanes 2016, S. 319-337. - 9783037345665
Felix Laubscher
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„Filmisches Denken zwischen Repräsentation und Ästhetik“, in: Anderes Wissen: Kunstformen der Theorie, hg. von Kathrin Busch, Bielefeld: Wilhelm Fink, 2016, S. 245–271. 9783770558988
Felix Laubscher