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Integration der 3D Mikroanatomie ausgewählter heterobrancher Gastropoden in die molekulare Phylogenie

Fachliche Zuordnung Systematik und Morphologie der Tiere
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218384618
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zielte darauf ab 1) molekulargenetische Stammbäume einer sehr artenreichen Schneckengruppe (Heterobranchia) zu rekonstruieren; 2) detaillierte anatomische 3D-Modelle von Vertretern kaum untersuchter Subgruppen zu erstellen und mögliche Homologien zu beurteilen; 3) molekulare und morphologische phylogenetische Evidenzen zu vergleichen und zu integrieren; 4) anhand eines möglichst gut aufgelösten und robusten Stammbaumes auf die Evolution des Phänotyps zu schließen. Es gelangen detaillierte 3D Modelle oder zumindest neue histologische Vergleichsdaten von Vertretern aller größerer Heterobranchierlinien, für viele Gruppen die ersten verlässlichen anatomischen Daten überhaupt. Die Projektergebnisse erzielten hervorragende Resonanz. B. Brenzinger erhielt u.a. den best student paper award für seinen Vortrag „Shells versus sequences? Origin of the „architectibranch“ Ringiculidae“ auf dem International Workshop on Opisthobranchia in Porto, 2015. Im Rahmen der Projektarbeiten gelang es uns, den auf Multilocus-Markern basierenden „Neuen Heterobranchierbaum“ phylogenomisch und mit weiteren Multilocus-Analysen zu stützen, insbesondere die Aufspaltung der Euthyneura in Acteonoidea plus Rissoelloidea, Nudipleura und Tectipleura (Panpulmonata plus Euopisthobranchia) steht nun robust. Dies widerspricht der traditionellen Aufteilung der Euthyneura in Opisthobranchia und Pulmonata. Die „Opisthobranchia“ zerfallen und auch die „Pulmonata“ resultieren nicht-monophyletisch, zumindest das klassische Konzept der „Lungenschnecken“ erscheint nicht haltbar und sollte in einem zukünftigen Projekt genauer hinterfragt werden. Überraschend erwiesen sich die „enigmatischen“ beschalten Ringiculoidae molekular als Schwestergruppe der Meeresnacktschnecken (Nudipleura), was durch potentielle Synapomorphien des Kopffußschildes und des zentralen Nervensystems gestützt werden konnte. Das gemeinsame neue Taxon auf (Über)Ordnungsniveau benannten wir „Ringipleura“. Es bildet nun einen Ast der basalen Euthyneuren-Tritomie, die weiterer, phylogenomischer Erforschung bedarf. Auch im Bereich der vormals nicht aufgelösten „lower heterobranchs“ ergaben sich bedeutende Fortschritte: Die Rhodopidae sind nach unseren neuen Analysen keine Euthyneura, sondern Schwester der beschalten Murchisonellidae. Zusätzlich deuten Multilocus-Analysen und morphologische Daten auf eine überraschende Schwestergruppenbeziehung von Tjaernoeiidae und Parvaplustrum hin. Weitere Heterobranchiergruppen mit hochgetürmten Schalen scheinen ein Monophylum zu bilden. Die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Gruppen und mögliche Synapomorphien sollen sukzessive veröffentlicht werden. Auch wenn noch Unsicherheiten bestehen 1) an der Basis der Heterobranchia, 2) an der Basis der Euthyneura, und 3) an der Basis der Panpulmonata, erlauben unsere Stammbaum-Hypothesen bereits neuartige und höchst interessante Rückschlüsse auf die Evolution der Schalenformen, Kopfschilde, Tentakel- und Kopfnerven, die demnächst publiziert werden sollen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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