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Die Sitzbank von Hochdorf - Untersuchungen zur Machtdemonstration in der frühen keltischen Welt
Antragsteller
Dr. Erwin Keefer
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 216542484
Das unberaubte Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf (Lkrs. Ludwigsburg) nimmt in der Erforschung der frühen Eisenzeit Mitteleuropas eine zentrale Stellung ein. Sein außerordentlich reiches Fundin-ventar, die auch nach heutigen Standards sorgfältige Ausgrabung und Dokumentation, die aufwändige Restaurierung der Funde, begleitet von detaillierten Dokumentationen, verleihen diesem Grab seine Bedeutung. Das Grab und der gesamte zugehörige monumentale Grabhügel wurden 1978/79 ausgegraben und 1985 in ausführlichen Vorberichten publiziert. Die wissenschaftliche Auswertung erfolgte im Wesentlichen im Rahmen von Dissertationen, die sich mit einzelnen zusammengehörigen Fundkomplexen beschäftigten. So sind bisher acht umfangreiche Bände zu Hochdorf erschienen. Die archäologischen Forschungen wurden von Anfang an begleitet durch Untersuchungen verschiedener Nachbardisziplinen wie z.B. Textilarchäologie, Botanik, Metallanalysen (Bronze, Gold, Blei), chemische Analysen oder der Anthropologie. Von 1989 bis 1997 wurden zudem große Siedlungsflächen im Nahbereich des Grabhügels untersucht, die eine Siedlung der Frühlatènezeit (Lt A und BI) mit massiven Hinweisen auf die Herstellung von Textil und Metallverarbeitung ergaben. Die archäologische Aufarbeitung dieser Siedlung steht vor dem Abschluss, die umfangreichen osteologischen und botanischen Untersuchungen sind bereits publiziert. Im Rahmen des SPP 1171 der DFG wurde in dem Projekt „Erforschung der Siedlungsdynamik um den Hohenasperg" auch das weitere Umfeld des Fürstensitzes Hohenasperg nach neuesten Methoden untersucht. Damit steht das Grab von Hochdorf nicht erratisch im Raum, sondern kann in ein gut erforschtes Umfeld eingebunden werden.Einer der interessantesten Fundgegenstände des Hochdorfer Grabes, die Bronzesitzbank harrt jedoch noch der wissenschaftlichen Vorlage, Dokumentation und Bearbeitung. Sie nimmt im Grab eine zentrale Stellung ein. Ihre materialbezogene Analyse, kulturelle Herkunft (lokal - Italien?) wie auch ihre Interpretation als Symposiums- und Machtgegenstand harren bislang einer eingehenden Beschäftigung. Ebenso gilt dies für die Entzifferung ihres Symbolikcharakters im Arrangement des Hochdorfer Grabkonzepts. Besonders wichtig ist die szenische Darstellung auf der Rückenlehne. Eines der frühesten Beispiele der späteren Situlenkunst. Hiermit verbunden ist die zentrale Fragesteilung zur Legitimation sowie Manifestation von Macht und Prestige frühkeltischer Eliten. Der hier formulierte Neuantrag beschäftigt sich somit mit der Vorlage und Dokumentation sowie der Bearbeitung der Bronzesitzbank von Hochdorf nach archäologischen Gesichtspunkten und Fragestellungen. Hierauf aufbauend wird der kulturgeschichtlicher Verortung, der Stellung des Grabes sowie seiner Bedeutung im Umfeld der frühen Eisenzeit Mitteleuropas nachgegangen, weist die Sitzbank von Hochdorf doch enge Verbindungen zu Ober- und Mittelitalien, vor allem zur Golaseccakultur auf.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Personen
Dr. Jörg Biel (†); Professor Dr. Stéphane Verger