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Nach dem Krankenmord. Struktur und Alltagsleben ehemaliger Tötungsanstalten in den vier Besatzungszonen 1945-1955

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 214523423
 
In der Geschichte der Anstaltspsychiatrie nimmt Deutschland auf Grund der NS-Krankenmorde eine in negativer Hinsicht singuläre Stellung ein. Den Tiefpunkt nationalsozialistischer Psychiatriepolitik verkörpern die Heil- und Pflegeanstalten, in denen der Krankenmord systematisch vollzogen wurde. Während die Euthanasie-Verbrechen in den letzten 30 Jahren intensiv erforscht wurden, ist das Wissen über die unmittelbare Nachkriegsgeschichte psychiatrischer Krankenhäuser gering. An vier ausgewählten ehemaligen Tötungsanstalten soll deswegen die Überwindung der Folgen des Nationalsozialismus sowie die innere und äußere Neuorientierung der Anstaltspsychiatrie in der Nachkriegszeit untersucht werden. Ausgangspunkt der Studie ist die Befreiung und anschließende Versorgung der überlebenden Anstaltsinsassen durch alliierte Truppen. Aus jeder der vier Besatzungszonen wurde eine Heil- und Pflegeanstalt ausgewählt. Vergleichbar sind sie wegen ihrer einander ähnlich hohen Opferzahlen: die Tötungsanstalt Hadamar für die amerikanische Zone, die oldenburgische Hungeranstalt Wehnen für die britische Zone, die pfälzische Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster für die französische Zone und die T4-Zwischenanstalt und Hungeranstalt Großschweidnitz für die sowjetische Besatzungszone. In vergleichender Perspektive sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise der vier Besatzungsmächte fokussiert werden. Dabei richtet das Projekt den Blick auf Brüche und/oder Kontinuitäten nach dem Ende des NS-Regimes. Außerdem wird untersucht, wie sich die Gründung von Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik auf die vier Beispielanstalten auswirkte. Die Untersuchung reicht bis in das Jahr 1955, in dem der Besatzungsstatus der vier Zonen formal endete. Das Projekt wird durch seinen zeitlichen Rahmen, durch den vergleichenden Ansatz und durch seinen Fokus auf der Anstalts- und Patientengeschichte wesentlich zum Verständnis der bislang wenig erforschten Geschichte der Psychiatrie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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