Alltagskommunikation unter mediatisierten Bedingungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Forschungsvorhabens war es, zu einer empirischen Bestimmung dessen zu gelangen, wie technische Kommunikationsmedien in die alltäglichen Formen des Gesprächs systematisch integriert werden können und zu welchen Veränderungen des interaktiven Verhaltens dies führt. Die Hypothese einer nach wie vor existierenden gemeinsamkeitsstiftenden Rolle der beiläufigen Formen alltäglicher Kommunikation sollte durch eine Klärung dessen erhärtet werden, welche Prägung die Alltagskommunikation durch die zweifellos vorhandene Wirksamkeit der neuen und neuesten Kommunikationsmedien auch im Kontext der alltäglichen Face-to-Face-Kommunikation angenommen hat. Mit ethnografischen Methoden (Beobachtung, Gesprächsaufzeichnung, Dokumentenanalyse) erhobene Daten von Alltagskommunikationen im öffentlichen Raum wurden nach den Vorgaben der Methode der ethnomethodologischen Konversationsanalyse und der wissenssoziologischen Gattungsanalyse ausgewertet und analysiert. Im Mittelpunkt der Forschung standen beiläufige Alltagsgespräche zwischen miteinander bekannten oder unbekannten Personen im öffentlichen Raum unter besonderer Berücksichtigung des Bezugs auf Medieninhalte sowie des Gebrauchs von technischen Kommunikationsmedien wie dem Smartphone. Die Ergebnisse des Projektes sprechen eindeutig für die Auffassung, dass sich auch und gerade in Zeiten einer expandierenden Medientechnologie verlässliche soziale Praktiken vor allem in den beiläufig(er)en alltäglichen Gesprächsformen im Umgang mit den neuen Medien ausgebildet haben. Alltagskommunikation bleibt weiterhin der zentrale Ort für die Entstehung von Gruppenbewusstsein und damit verbundenen sozialen Orientierungen und Werten. Medientechnologien und Medieninhalte (sowohl die„klassischen Massemedien“als auch die neuen Netzmedien) erfüllen insbesondere die Funktion von Gesprächsförderern. Sie werden als Gesprächsressourcen genutzt; das soziale Geschehen wird belebt, Prozesse der Vergemeinschaftung werden eher gefördert als blockiert. Die durch die mobilen Geräte eingespielten Informationen dienen vielfachals Katalysator der Gespräche. Kurzum: Interpersonale Kommunikation verändert sich im Zeichen der neusten Kommunikationstechnologien, ohne aber damit ihre Bedeutung für die Erzeugung individueller wie gemeinschaftlicher Orientierungen zu verlieren. Dieser Wandel schlägt sich in den Ergebnissen des Projekts nieder, die damit maßgeblich zur Offenlegung und zum systematischen Verständnis der Umgangsregeln mit neuen Kommunikationstechnologien beitragen, wie sie sich vor allem in den beiläufig(er)en alltäglichen Gesprächsformen ausbilden. Das Forschungsprojekt hat eine überdurchschnittlich große Resonanz in den Publikumsmedien erfahren. Nicht nur zahlreiche Interviews in den Printmedien vom ‚Mannheimer Morgen’über die ‚Südwestpresse’ bis hin zur ‚Stuttgarter Zeitung’ und dem‚Tagesanzeiger’ haben das Projekt von Anfang an begleitet, sondern es gab und gibt nach wie vor kontinuierlich Interviewanfragen von Radiosendern aus der ganzen Bundesrepublik (vom MDR über rbb, WDR, HR und SWR bis hin zum Deutschlandfunk),und nicht zuletzt hat auch das Fernsehen in der Sendung ‚nano’ (3sat) vom 09.12.2013 (http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=40472) ausführlich über das Forschungsprojekt berichtet. Loimeier, Manfred: „Komm ich zeig Dir was. Ein Forschungsprojekt an der Universität Mannheim geht der Frage nach wie Smartphone und Co. unsere Gespräche verändern: gar nicht mal nachteilig“. In: Mannheimer Morgen 27.07.2013, S. 10. Hoffmann, Dana: „Reden um des Redens Willen. Mannheimer Wissenschaftlerin untersucht wie Smartphones unsere Gesellschaft verändern“. Artikel in: Südwestpresse 14.12. 2013, S. 49. Ricarda Stiller: „ist das jetzt unhöflich oder nicht? In einer Studie wird untersucht, ob Gespräche unter Smartphones und Tablets leiden oder gewinnen“. In: Stuttgarter Zeitung 8.02.2014, S. 20. Deutsche Forschungsgemeinschaft:„Gesprächskiller Smartphone.“ http://www.terra-digitalis.dfg.de
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013). Reichweiten alltäglicher Gespräche: Über den kommunikativen Gebrauch alter und neuer Medien. In AlfredBellebaum, & RobertHettlage (Hg.), Unser Alltag ist voll von Gesellschaft: Sozialwissenschaftliche Beiträge (S. 85-104). Wiesbaden: Springer
Keppler, Angela
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(2015). Medien als Teil der Lebenswelt und des Alltagshandelns. In: Dagmar Hoffmann & Rainer Winter (Hg.), Handbuch Mediensoziologie. Baden-Baden: Nomos
Keppler, Angela