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Kunst- und naturwissenschaftliche Untersuchungen an Hinterglasobjekten aus Burgund, Flandern und vom Niederrhein (1330 bis 1550)

Subject Area Art History
Term from 2006 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 21420815
 
Final Report Year 2008

Final Report Abstract

Die kunsthistorische Gattung der Hinterglasmalerei ist ein bisher eher am Rande der Forschung stehender, weniger beachteter Bereich. Dies jedoch ganz zu Unrecht, betrachtet man die künstlerische Qualität der im Rahmen des Forschungsprojektes untersuchten Objekte. Der Beginn des Malprozesses in der Hinterglasmalerei ähnelt stilistisch und maltechnisch dem der Glasmalerei. Die Konturierung wird mit Schwarzlot angelegt, die Modellierung erfolgt durch Schraffuren oder Lasuren, die angetragen und wieder reduziert werden. Auf diese Art werden Lichter und Schatten gesetzt. Mittels zerstörungsfreier Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) konnte in einer Auswahl repräsentativer Objekte dieses Material in den schwarzen Konturierungen nachgewiesen werden. Es ergibt sich aber ein wesentlicher Unterschied zur Glasmalerei – das Schwarzlot wurde in der Hinterglasmalerei nicht eingebrannt, sondern in einer Kaltbemalung verwendet. Dies wurde durch weitere Analysen bestätigt. Anschließend wird das Schwarzlot mit weiteren opaken Malfarben hinterlegt oder églomisiert. Den Bildträger sowie die Art der Konturenmalerei greift die Hinterglasmalerei demnach aus der Glasmalerei auf, der weitere Malprozess ist der Tafelmalerei entlehnt. Damit ist die Hinterglasmalerei eine Kombination aus Glas- und Tafelmalerei, die als eine eigenständige Kunstgattung Bestand hat. Der Begriff der Schwarzlotmalerei wird in der Kunstgeschichte allgemein für eine schwarze Konturmalerei verwendet. Während der Begriff in der Glasmalerei eindeutig das Material – ein mit Eisen- und Kupferoxiden schwarz gefärbtes Bleiglas – bezeichnet, steht der Begriff in der spätmittelalterlichen Tafelmalerei für die tiefschwarze Modellierung auf Goldgründen und Lüstern. Diese Modellierung ist jedoch mit anderen Materialien ausgeführt. Gerade im Hinblick auf die negativen Befunde bezüglich eines schwarz gefärbten Bleiglases in der Tafelmalerei sollte der Begriff der Schwarzlotmalerei nicht mehr – wie der Kunstgeschichte bisher üblich – allgemein für tiefschwarze Konturmalerei verwendet werden. Da in der Hinterglasmalerei das Farbmittel Schwarzlot nicht eingebrannt wird, sollte zukünftig zwischen Kaltbemalung in Schwarzlot in der Hinterglasmalerei und Schwarzlotbemalung in der Glasmalerei unterschieden werden.

Publications

  • Das Schwarzlot in der Hinterglasmalerei, Kurzberichte, Jahrestagung Archäometrie und Denkmalpflege 19.09.-22.09.2006 Potsdam, 115-117, ISSN 0949-4057
    S. Bretz, C. Hagnau, O. Hahn, H.-J. Ranz
  • In-Situ Analysis of Corrosion Layers of Historical Glass Objects by 3D Micro X-Ray Fluorescence Analysis, J. Anal. At. Spectrom. 23, 814-819 (2008).
    B. Kanngießer, I. Mantouvalou, W. Malzer, T. Wolff, O. Hahn
 
 

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