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Kopplungsanalyse transienter kardiovaskulärer Dynamik

Fachliche Zuordnung Statistische Physik, Nichtlineare Dynamik, Komplexe Systeme, Weiche und fluide Materie, Biologische Physik
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 210371435
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung kausaler Zusammenhänge in komplexen dynamischen Systemen spielt in der Wissenschaft eine immer wichtigere Rolle. Ziel dieses aktuellen, interdisziplinären Forschungsbereiches ist ein grundlegendes, tiefes Verständnis der vorherrschenden Prozesse und deren Wechselwirkungen in solchen Systemen. Anwendungen stammen dabei aus Bereichen wie Klimaforschung, globale ökonomische Systeme, dem menschlichen Herzkreislaufsystem und neurophysiologischen Prozessen im Gehirn. Die Untersuchung von Zeitreihen aus diesen Gebieten mithilfe moderner Kopplungsanalysemethoden liefert dabei Möglichkeiten zur Modellierung der betreffenden Systeme und somit bessere Vorhersagemethoden und fortgeschrittene Interpretationsmöglichkeiten der Ergebnisse. So wurden in letzter Zeit unter anderem kurzfristige kardiovaskuläre Regulationen mithilfe solcher Methoden genauer untersucht und interpretiert. Das menschliche Herz-Kreislauf-System zeichnet sich durch ein komplexes Verhalten aus, das durch viele sich überlagernde Regulierungsmechanismen bestimmt wird. Ein wichtiges Teilgebiet umfasst dabei die Interaktionen zwischen Schlag-zu-Schlag-Intervallen und dem Blutdruck, die einerseits zumindest teilweise bekannt sind, andererseits aber bis heute noch kontrovers diskutiert werden. Im Rahmen des Projektes wurden zunächst einige existierende Kopplungsmaße mittels eines ensemblebasierten Ansatzes erweitert, der eine Kopplungsanalyse mit einer sehr hohen Zeitauflösung und somit auch die Untersuchung nichtstationärer, transienter Ereignisse ermöglicht. Die verwendeten Kopplungsmaße fanden in der Vergangenheit bereits erfolgreich unter schwierigeren Bedingungen wie starkem Rauschen oder kurzen Messreihen Anwendung. Zum Vergleich werden zwei einfachere Kopplungsmaße herangezogen. Zunächst erfolgte ein ausführlicher Test der Methoden an verschiedenen theoretischen Modellen und unter verschiedenen Bedingungen. Im folgenden konnten durch die Anwendung der Ensemble Symbolischen Kopplungsspuren auf die Messdaten eines orhostatischen Tests vorherrschende Meinungen über den Ablauf verschiedener Prozesse (hormonelle Prozesse, Frank-Starling-Mechanismus, Gefäßverengungs/erweiterungsprozesse) während Anpassung an den neuen Zustand bestätigt werden und geschlechts- und altersbasierte Unterschiede aufgezeigt und erklärt werden. Bei der Analyse der Schlafdaten konnten die Entwicklung der vegetativen Arousals und deren Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System charakterisiert werden. Zusammen mit dem kürzlich entwickelten Koordigramm war es so möglich, tiefere Einblicke in die ablaufenden Prozesse zu erlangen. Damit wurden die Anwendbarkeit der Ensembleerweiterung für Kopplungsmaße erfolgreich getestet und bekannte Ergebnisse bestätigt sowie neue entdeckt. Die Vielseitigkeit des Ansatzes erlaubt ebenfalls die Erweiterung anderer Kopplungsmaße und eröffnet so ein großes Gebiet künftiger Anwendungen. Mithilfe der Ensemble-Kopplungsspuren ist es erstmals möglich sehr kurze, nichtstationäre Prozesse in Bezug auf Kopplungsrichtungen, -stärke und -art zu untersuchen. Dies bietet insbesondere zusammen mit dem neu entwickelten Koordigramm vielversprechende Möglichkeiten zur Untersuchung, Vorhersage und letztendlich auch zur Behandlung von Schlafstörungen wie Apnoen, die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen darstellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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