Epidemiologie leichter kognitiver Störungen und Demenzen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Einer klinisch manifesten Demenz - insbesondere der Alzheimer-Demenz - geht i. d. R. eine Phase leichter kognitiver Störungen (Mild Cognitive Impairment; MCI) voraus. Für eine zuverlässige Vorhersage der Entwicklung einer Demenz ist eine MCl-Diagnose allein jedoch nicht ausreichend. Ziel des Forschungsstipendiums war die Verbesserung der Prädiktion von Demenz in der Vorstufe dieser leichten kognitiven Störungen. Hierzu erfolgte die Analyse von Daten aus drei epidemiologischen Studien zu kognitiven Störungen und Demenzen (LEILA 75+; AgeCoDe-Studie; Cache County Study) zur Identifikation von Prädiktoren für eine Demenzentwicklung sowie zu möglichen Interaktionen von Risikofaktoren in der Prädiktion von Demenz. Unter den erzielten Ergebnissen könnte sich zum einen eine mögliche Gen-Umwelt-Interaktion zwischen dem APOE ε4 Genotyp und körperlicher Aktivität als bedeutsam erweisen. So zeigten Träger des APOE ε4 Allels, die gleichzeitig körperlich nur wenig aktiv waren, ein substantiell erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Alzheimerdemenz (additive Interaktion der Risikofaktoren) und könnten entsprechend in besonderer Weise von Interventionen zur Erhöhung der körperlichen Aktivität profitieren, um ihr Erkrankungsrisiko zu verringern bzw. den Beginn der klinischen Manifestation der Demenz zu verzögern. Zum anderen konnte anhand der ermittelten Ergebnissen gezeigt werden, dass Beeinträchtigungen in instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens (Instrumental Activities of Daily Living; lADL), wie beispielsweise Schwierigkeiten bei der Medikamenteneinnahme oder beim Regeln der Finanzen, einen bedeutsamen Prädiktor für die Progression von MCI zu Demenz darstellen. Ausgehend von diesen Ergebnissen wäre eine obligatorische Berücksichtigung der lADL-Beeinträchtigungen in den Kriterien zur Diagnose einer MCI denkbar, um die Prädiktion von Demenz im symptomatischen Frühstadium zu verbessern.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2012). Natural Course of Depressive Symptoms in Late Life. An 8-Year Population-Based Prospective Study. Journal of Affective Disorders 2012; 142(1-3): 166-71
Luppa M, Luck T, König HH, Angermeyer MC, Riedel-Heller SG
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jad.2012.05.009) - Attitudes of the German general population toward early diagnosis of dementia - Results of a representative telephone survey. PLoS One 2012; 7(11): e50792
Luck T, Luppa M, Sieber J, Schomerus G, Werner P, König HH, Riedel-Heller SG
(Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0050792) - Epidemiology of dementia - A current overview. Public Health Forum 2012; 20: 11-2
Luck T, Luppa M, Riedel-Heller SG
- (2013). A hierarchy of predictors for dementia-free survival in old age: Results of the AgeCoDe study. Acta Psychiatrica Scandinavica 2013 Mar 22 [Epub ahead of print]
Luck T, Riedel-Heller SG, Luppa M, Wiese B, Bachmann C, Jessen F, Bickel H, Weyerer S, Pentzek M, König HH, Prokein J, Eisele M, Wagner M, Mösch E, Werle J, Fuchs A, Brettschneider C, Scherer M, Breitner JCS, Maier W
(Siehe online unter https://doi.org/10.1111/acps.12129) - Depression and incident dementia. An 8-year population-based prospective study. PLoS One 2013; 8(3): e59246
Luppa M, Luck T, Ritschel F, Angermeyer MC, Villringer A, Riedel-Heller SG
(Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0059246)