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Metallfunde als Zeugnis für die Interaktion zwischen Griechen und Indigenen auf Sizilien zwischen dem 8. und 5. Jh. v. Chr.

Antragsteller Professor Dr. Markus Egg
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 209502943
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Basierend auf einer umfangreichen Sammlung indigener und griechischer Komplexe von Metallfunden auf Sizilien wird deutlich, dass im 7. und 6. Jh. v. Chr. im Mittelmeerraum in großem Stil fragmentierte Buntmetallgegenstände („Brucherz“) umliefen. Sie finden sich auf Sizilien in unterschiedlichsten Fundzusammenhängen, sowohl im Herzen einer griechischen Koloniestadt wie Selinunt, wo sie als Wertspeicher und Tauschmedium sowie als Rohmetall für den Bronzeguss dienen konnten, als auch in einem Heiligtum wie Bitalemi bei Gela, wo sie der Gottheit geweiht und deponiert wurden; auch an indigenen Fundplätzen des Hinterlands wie etwa dem Monte Iato fehlen sie nicht. Das Brucherz, dessen Thesaurierung auf Sizilien eine Tradition seit der Spätbronze- und Früheisenzeit hat, besitzt also einen durchaus ambivalenten Charakter, der durch seinen materiellen Wert bedingt ist. Ohne den jeweiligen Fundkontext gewissenhaft geprüft zu haben, lässt sich keine Entscheidung für eine sakrale oder „profane“ Deutung fällen. Nach einer frühen Phase 1 (spätes 8./1. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr.), die vorwiegend durch einheimisches Brucherz gekennzeichnet wird, gelangten in der 2. Hälfte des 7. und in der 1. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. zahlreiche fremde Bronzen aus weit entfernten Regionen des Mittel- und Schwarzmeerraums nach Sizilien, welche die Rolle der Insel als Drehscheibe im Mittelmeer belegt. In der 2. Hälfte des 6. und im 5. Jh. v. Chr. geht die Zahl fremden Brucherzes auf Sizilien deutlich zurück, möglicherweise bedingt durch veränderte Verkehrswege, eine abweichende Versorgung mit Rohmetall und/oder den Beginn der Münzprägung in sizilischen Griechenstädten. Der Blick auf sizilisch-unteritalische Votivgaben in Heiligtümern des griechischen Mutterlands, die vorwiegend in das 8. und 7. Jh. v. Chr. zu datieren sind, macht es wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil davon als Brucherz geweiht wurde, nicht als vollständige und funktionsfähige Objekte. Als potentielle Stifter kommen nicht nur Italiker in Frage, sondern auch griechische Kolonisten, in deren Heiligtümern indigene Bronzen – häufig in fragmentiertem Zustand – sehr wohl vorkommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • L´arivée en Sicile: Sélinonte, l´agora, les sanctuaires et les nécropoles. In: St. Verger / L. Pernet (Hrsg.), Une Odyssée gauloise. Parures de femmes à l´origine des premiers échanges entre la Grèce et la Gaule. Coll. Arch. Montpellier Agglomération 4 (Arles 2013) 216-225
    H. Baitinger
  • Fibeln vom Mittellatèneschema auf Sizilien und in Kalabrien. Jahrb. RGZM 59, 2012 (2014) 365-389
    H. Baitinger
  • Sizilisch-unteritalische Funde in griechischen Heiligtümern – Ein Beitrag zu den Votivsitten in Griechenland in spätgeometrischer und archaischer Zeit. Jahrb. RGZM 60, 2013 (2015) 153-296
    H. Baitinger
 
 

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