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Die Kunstform gesprochenes Gedicht. Zur lyrischen Bedeutungsentfaltung aus Stimme und Klang
Antragsteller
Professor Dr. Walter Koschmal
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 206755505
Im Projekt wird das gesprochene Gedicht in seiner konkret-materiellen Verfasstheit untersucht. Lyrik wird als stimmliches Phänomen mit eigener Bedeutung betrachtet. Damit geraten die Relationen zwischen klanglicher und wortsemantischer Bedeutungsbildung in den Blick. Durch das Sprechen wird – analog zu textuell-bildlicher Intermedialität – aus einer logisch-eindeutigen in eine nicht-logische, ambivalente Sprache ‚übersetzt’. Die Deutungshoheit geht vom schriftlichen Wort auf das gesprochene der Dichter über. In dieser Bedeutungsbildung wird erstmals die Semantik der Sprechstimme in Stimmverlauf, Stimmlage, Tempo etc. berücksichtigt. Das Sprechen wird als Teil des vom Dichter gestalteten Werks begriffen. Dabei ist der rezipierende Mitvollzug (beim Hören) wesentlich, der sich von einem kognitiv-distanzierten Lesen, das die Reibung zwischen Wort- und Klangsemantik nicht kennt, unterscheidet. Die als körperlich verstandene Stimme lässt „Vielstimmigkeit“ neu, d.h. materiell denken und eine spezifisch lyrische Polyphonie in der brüchigen Monologizität der Stimme neu erforschen. An Beispielen polnischer, slowakischer, makedonischer und deutschsprachiger Gegenwartsdichterin-nen und -dichter wird untersucht, wie sich gesprochene und geschriebene Sprache verschränken und wie sie in einer Weise interagieren, dass dadurch und durch die innere Polyphonie der Stimme Ambi-valenz und Sinnüberschuss geschaffen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen