Altersstellung periglazialer Hangsedimente im Otterbachtal, Bayerischer Wald
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Altersstellung periglazialer Hangsedimente ist ein in der deutschen Geomorphologie und Feldbodenkunde seit über 60 Jahren intensiv diskutiertes Problemfeld, das vor 20 Jahren eine Höhepunkt erfuhr. Gelöst sind die Probleme indes nicht. Eine chronostratigraphische Zuordnung schien längere Zeit zumindest für das jüngste Schichtglied des unter periglazialen Bedingungen entstandenen Sedimentkomplexes fest zu stehen, indem die sogenannte Hauptlage der Jüngeren Dryaszeit zugeordnet wurde. Der Nachweis von Beimengungen allerödzeitlicher Laacher See-Tephra LST in der Hauptlage diente als Argument. Das war indes wenig stichhaltig, denn über das Holozän musste die pedoturbat hoch aktive Hauptlage jede Auflage von Vulkanaschen in sich aufnehmen. Dort, wo tatsächlich Geoarchive angetroffen wurden, welche die Hauptlage in ungestörter chronostratigraphischer Abfolge mit der LST zeigten, lag die Tephra eindeutig über der Hauptlage, in einem Moor in der Rhön zum Beispiel sogar mit einem Torfaufwuchs als Zwischenlage, was eine eindeutige zeitliche Zuordnung erlaubte. Die LST behielt ihr bekanntes Alter. Die Hauptlage aber wurde vor der Jüngeren Dryaszeit und noch vor Aufwuchs der ersten spätkaltzeitlichen Moorkerne gebildet, wie Untersuchungen aus Harz, Rhön, Thüringer Wald und Bayerischem Wald zeigten. Allein Optisch Stimulierte Lumineszenzverfahren OSL zur Altersbestimmung minerogener Schichtglieder haben daher das Potential, bei ausreichender Belichtung der einzelnen Mineralkörner eine Altersbestimmugn der periglazialen Hangsedimente zu ermöglichen. Das Untersuchungsgebiet „Otterbachtal“ im Bayerischen Wald erschien prädestiniert für den Versuch, zehn ausgewählte Profile dem Datierungsversuch mittels OSL zu unterziehen. Entsprechende Vorversuche verliefen vielversprechend. Die Hauptlagen zeigen über ihre Materialzusammensetzung (Schwermineralspektren) einen klaren Bezug zu den wenige Kilometer entfernten Lössen der Donauebene, was garantiert, dass das Material ausreichend belichtet werden konnte. Das granitische Liegende hat entsprechende abweichende, ebenfalls sehr charakteristische Stoffbestände, was die Differenzierung gewährleistet und sehr vereinfacht. Mittellagen, sonst eher selten bis nicht entwickelt im höheren Bayerischen Wald, finden sich in den Catenen des Otterbachtals ebenfalls. Basislagen sind teils in mehrgliedriger Ausprägung vorhanden. Mit Höhenlagen zwischen 400 und 600 m NN wird ein typischer Mittelgebirgsraum hinsichtlich seiner kaltzeitlichen Geomorphodynamik untersucht. Die hier vorgenommenen Datierungen ergeben ein weniger klares Bild als aufgrund der Vorarbeiten und ersten Datierungen erwartet, vor allem weil die Dosisleistung vielfach sehr hoch ist. Die in den Hauptlagen ermittelten Alter liegen zwischen 7 und 10 ka und werden über Pedoturbation erklärt. Denn die Hauptlagen sind zugleich die Hauptdurchwurzelungshorizonte in diesem stets von Wald bestandenen Gebiet. Ob das „8.2 ka-Event“ eine Rolle spielen könnte, wird diskutiert. Für die Basislagen werden, sofern keine Sättigung vorliegt, Alter um 45 ka ermittelt. Interessanterweise gibt es bis auf einen Fall keinerlei Altersinversionen innerhalb der einzelnen Profile. Die wenigen im Untersuchungsgebiet entwickelten Mittellagen datieren auf 23 ka. Festzuhalten ist, dass hinter dem Lagenkonzept nicht zwingend eine streng chronostratigraphische Abfolge gesehen werden muss. Das heißt, es können löß(lehm)führende Schichtglieder als Mittellagen angesprochen werden, die älter sind als jünger gebildete, löß(lehm)freie Basislagen. Dieser Fall tritt hier auf.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2011): Significance of slope sediments layering on physical characteristics and interflow within the Critical Zone – Examples from the Colorado Front Range, USA. - Applied Geochemistry, 26: S143-S145.
Völkel, J., Huber, J., Leopold, M.
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(2012): Hangsedimente und Auenentwicklung im Otterbachtal, Fürstlicher Thiergarten, Vorderer Bayerischer Wald. Führer zur Exkursion i.R.d. Jahrestagung Deutscher Arbeitskreis für Geomorphologie (TU München, 13.10.12)
Huber, J., J. Völkel
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(2013): Periglacial Slope Deposits and the CZ - on their genesis and influence on soil water content by a case study from the Bavarian Forest, Germany. 8th IAG International Conference on Geomorphology, Abstract Volume, Paris
Huber, J., J. Völkel
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(2013): Transferring the Concept of Cover Beds. - In: Kleber, A. & B. Terhorst (ed.): Mid-Latitude Slope Deposits (Cover Beds). - Development in Sedimentology, Volume 66, 171-228
Kleber, A., Leopold, M., Vonlanthen, C. & J. Völkel
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(2014): Hangsedimente und Saprolithe als grundlegende Bestandteile der Critical Zone – Beispiele aus dem Bayerischen Wald und der Colorado Front Range
Huber, J.