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Neuronale Mechanismen von Vertrauen und dyadischer Interaktion bei Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung
Antragsteller
Professor Dr. Peter Kirsch; Professor Dr. Andreas Meyer-Lindenberg
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190034061
Das Ziel von IP 3 ist die Identifikation veränderter Hirnaktivität und -konnektivität, während interpersonellen Prozessen bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) mittels Hyperscanning welches die simultane Erfassung der Hirnaktivität zweier interagierenden Individuen erlaubt. In der ersten Förderperiode haben wir eine neue, generalisierbare, robuste und hypothesen-freie Auswertungsmethode für Hyperscanning-Datensätze etablieret. Zur Entwicklung der Methode wurden zwei Datensätze von gesunden Probanden erhoben. Wir verwendeten ein Joint Attention (JA) Paradigma, das eine fundamentale, früh entwickelte Form sozialer Interaktion darstellt. Unsere Daten zeigen eine Kopplung der rechten tempoparietalen Junktion (rTPJ) zwischen interagierenden Gehirnen während JA, die man bei nicht interagierenden Paaren nicht beobachten kann.Erstaunlicher Weise konnten wir in 22 Paaren, die eine BPS-Patientin enthielten, eine Beeinträchtigung dieser Kopplung beobachten, die für eine Störung bereits dies früh entwickelten Mechanismus sozialer Interaktion spricht. Vorläufige Analysen von Daten aus einem Vertrauensspiel replizieren diese gestörte Kopplung des rTPJ in Interaktionen, an denen eine BPSPatientin beteiligt war, was dafür spricht, dass diese Störung der basalen Form der sozialen Informationsverarbeitung sich auch auf komplexere interpersonelle Prozesse auswirkt. Auf der Verhaltensebene wurde eine Störung der JA insbesondere als Merkmal bei Autismus-Spektrums-Störungen (ASD) beschrieben, wo es zu einer Auswirkung auf soziales Lernen, soziale Kognitionen und soziale Kompetenz über die gesamte Lebensspanne hat. Interessanterweise wurde kürzlich eine besonders schwer erkrankte Subgruppe von BPS-Patienten beschrieben, die auch die Kriterien für ASD erfüllen. Ist erscheint daher interessant zu untersuchen, ob die von uns gefundene reduzierte Kopplung während JA auch bei ASD-Patienten zu finden ist und ob es sich dabei um einen gemeinsamen Mechanismus handelt, der in beiden Patientengruppen interpersonelle Prozesse beeinträchtigt.Ziel dieses Projekts ist daher nun, die weitere und genauere Charakterisierung der neuronalen Kopplung während JA und ihrer Störung bei BPS, Dazu werden wir zunächst diese Kopplung und ihre Auswirkung auf soziale Informationsverarbeitungsprozesse bei BPS und einer Gruppe von ASD-Patienten untersuchen. Daneben untersuchen wir die genetische Grundlage dieser Störung mit einem besonderen Augenmerk auf die Rolle des Oxytocin Rezeptor Gens (OXTR). Außerdem untersuchen wir die Veränderung der gestörten Kopplung, indem wir eine größere Gruppe von remittierten BPS-Patienten und Paare von akut erkrankten BPS-Patienten einschließen. Weiterhin soll in einer zusätzlichen Pilotstudie die Bedeutung der rTPJ weiter exploriert werden, in dem diese Region mit Hilfe transkranieller Magnetstimulation (TMS) angeregt und der Effekt dieser Anregung auf neuronale Kopplung während der sozialen Interaktion bei BPS-Patienten untersucht wird.
DFG-Verfahren
Klinische Forschungsgruppen