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Die sprachliche Position des Westjiddischen zwischen Deutsch und Ostjiddisch

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 202726722
 
Westjiddisch, die ursprüngliche Umgangssprache der Juden im deutschsprachigen Raum, war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts im größten Teil seines einstigen Verbreitungsgebietes verschwunden. Die Forschung sieht im Westjiddischen teilweise eine zu den koterritorialen Dialekten identische deutsche, teilweise aber auch eine vom Deutschen weitgehend unabhängige, dafür Verbindungen zum Ostjiddischen aufweisende Varietät. Aufgrund der sprachlichen Situation war allerdings bisher weder über die sprachlichen Strukturen des Westjiddischen noch über dessen soziolinguistische Situation im 19. Jahrhundert Genaueres bekannt. Aus dem laufenden DFG-Projekt "Westjiddisch im (langen) 19. Jahrhundert: Quellenlage, soziolinguistische Situation und grammatische Phänomene" ergibt sich, dass bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (in bestimmten Regionen auch noch wesentlich später) westjiddische Varietäten noch verbreitet waren und in bisher nicht systematisch analysierten Quellen schriftlich festgehalten wurden. Im hier beantragten Fortsetzungsprojekt sollen anhand der durch die bisherige Projektarbeit identifizierten und erschlossenen Quellen Analysen zu den sprachlichen Strukturen des Westjiddischen durchgeführt und mit dem koterritorialen Deutschen sowie mit dem Ostjiddischen verglichen werden. Dabei stellen wir uns die folgenden Aufgaben:- Edition und sprachliche Analyse eines westjiddischen Theaterstücks mit dem Titel "Die Hochzeit zu Grobsdorf" (1822), eines Textes, der aufgrund seines Umfangs (139 handschriftliche Seiten) wie seiner Qualität unter den im Projekt erschlossenen Quellen eine Sonderstellung einnimmt. Hier sollen eine Transliteration, eine Übersetzung, ein sprachlicher Kommentar von schwer verständlichen Lexemen und Konstruktionen sowie eine Darstellung und Analyse der Sprache erarbeitet werden. - Analyse der in der ersten Projektphase identifizierten, insgesamt über 11.000 Seiten umfassenden und sich auf über 300 verschiedene Texte verteilenden Quellen zum Westjiddischen des 19. Jahrhunderts in Bezug auf zwölf phonologische und sechs grammatische Variablen sowie in Bezug auf zwei Wortschatzbereiche. Dabei werden aufgrund des Umfangs der Quellen pro Text und pro Phänomen jeweils maximal fünf Belege in eine bereits bestehende Datenbank aufgenommen. - Vergleich der sich aus den Analysen ergebenden sprachlichen Phänomene des Westjiddischen mit deutschen und ostjiddischen Daten. Das Projekt wird dazu beitragen, die Frage nach dem Status des Westjiddischen auf einer bisher fehlenden empirischen Grundlage zu klären. Aufgrund der bisher durchgeführten ersten Analysen deutet sich an, dass es sich beim Westjiddischen um eine Varietät mit eigenem Systemcharakter handelt, die gegenüber dem koterritorialen Deutschen durchaus eigene Wege geht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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