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Informationsstruktur in komplexen Sätzen - synchron und diachron: Erarbeitung eines diachronen Kontrastkorpus

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 199843560
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem Projekt „Informationsstruktur in komplexen Sätzen – synchron und diachron: Erarbeitung eines diachronen Kontrastkorpus“ wurde ein umfangreiches Korpus aus den Sprachen Mittelgriechisch, Mittelindisch und Spätlatein erstellt. Diese komplett neu und erstmals nach IS-relevanten Kriterien annotierten Daten wurden anschließend dazu benutzt, die Ergebnisse der diesem Projekt vorausgehenden Projekte zu überprüfen und abzugleichen. Dabei lassen sich folgende diachrone Entwicklungen feststellen: • Jüngere Sprachstufen weisen einen höheren Grad an Subordination auf. Dies gilt für alle im Projekt untersuchten Sprachfamilien. • Attributsätze stehen in jüngeren Sprachstufen meist postnominal, während in älteren Sprachstufen konjunkte Partizipien oder Relativsätze nicht selten vor ihrem Nukleus positioniert sind. • In älteren Sprachstufen stehen Objektsätze zumeist postverbal. Diese Präferenz findet sich in jüngeren Sprachstufen nicht mehr, hier finden sich genauso häufig oder sogar häufiger Objektsätze vor dem Verb. • Die Dominanz der satzinitialen Stellung von Adverbialsätzen in älteren Sprachstufen nimmt im Laufe der Sprachentwicklung ab. Hier zeigen sich aber nach wie vor große Unterschiede zwischen einzelnen Autoren und Textsorten. • Wie bereits im Vorgängerprojekt festgestellt, zeigen Nebensätze eigene informationsstrukturelle Merkmale: Subordinierte Sätze können sowohl neue als auch kontrastive Foki beinhalten. Diese können zusätzlich durch Partikeln markiert sein, das muss aber nicht der Fall sein. Zudem finden sich auch Topiks in untergeordneten Strukturen, häufig in Objektsätzen. Es gibt auch, genau wie in den älteren Sprachstufen, kontrastive Topiks in Nebensätzen. Grundsätzlich sind im Bereich der IS von Nebensätzen keine größeren diachronen Veränderungen festzustellen. Eine Buchpublikation wurde zugunsten der Vervollständigung der Datenbank aufgegeben. Sie umfasst insgesamt ca. 125.970 Wörter (zusammengesetzt aus: ~38.700 Latein, ~32.330 Indisch, ~27.700 Griechisch, ~14.510 Avestisch, ~12.730 Hethitisch/Luwisch/Lykisch). Die Veröffentlichung erfolgte in ANNIS (https://korpling.org/annis3/#_c=SVNBSVNfMS4w). Eine Version 2.0 sowie langfristige Speicherung und Aufbereitung über LAUDATIO ist in Vorbereitung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014): Information Structure and Scribal Tradition in Old Indic, in: Munus acmicitiae. Norbert Oettinger a collegis et amicis dicatum, hg. von H. Craig Melchert, Elisabeth Rieken & Thomas Steer, Ann Arbor/New York, 138-154
    Lühr, Rosemarie
  • (2014): Komplementsätze im Indoiranischen, in: Historische Sprachforschung 125, 227-241
    Lühr, Rosemarie
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13109/hisp.2012.125.1.227)
  • (2015): Traces of Discourse Configurationality in Older Indo- European Languages?, in: Perspectives on Historical Syntax (Studies in Language Companion Series 169), hg. von Carlotta Viti, Amsterdam, 203-232
    Lühr, Rosemarie
  • (2016): Causal clauses in Old Indo-European languages, in: Co- and Subordination in German and other languages, hg. von Ingo Reich und Augustin Speyer, Hamburg, 235-260
    Lühr, Rosemarie
  • (2016): Stressed and unstressed particles in Old Indic, in: Discourse Particles. Formal Approaches to their Syntax and Semantics, hg. von Josef Bayer & Volker Struckmeier, Berlin, 281-393
    Lühr, Rosemarie
 
 

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