SPP 1617: Phänotypische Heterogenität und Soziobiologie bakterieller Populationen
Biologie
Chemie
Mathematik
Physik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Schwerpunktprogramm (SPP) 1617 widmete sich dem Phänomen der phänotypischen Heterogenität bakterieller Populationen, die aus genetisch vollkommen identischen Individuen bestehen, aber individuell unterschiedliche Eigenschaften ausprägen. Daraus resultieren Arbeitsteilung und unterschiedliche Überlebensstrategien, aber auch Kooperativität bei der Nutzung von Gemeingütern. Das Konzept zur Individualität von Bakterien, die in einfacher Weise ein Sozialverhalten zeigen, war zu Beginn des SPPs noch wenig beforscht, denn die meisten mikrobiologisch-molekularbiologischen Studien basierten auf dem Durchschnittsverhalten von Milliarden Bakterien und nicht auf Einzelzellmessungen. Die Erforschung des individuellen Verhaltens von Bakterien hat seit der Etablierung des SPPs im Jahr 2012 international einen enormen Aufschwung erhalten, da dieses Phänomen nicht nur aus grundlagen-wissenschaftlicher Sicht hoch spannend, sondern von enormer anwendungsrelevanter Bedeutung ist, beispielsweise bei der Bekämpfung von Infektionen und der Aufklärung von Antibiotikaresistenzen, bei der Entwicklung neuer Strategien gegen Biofilme, aber auch für die Optimierung biotechnologischer Prozesse. Der SPP1617 hat wesentlich dazu beigetragen, dass diese neue Thematik nun fest in der Mikrobiologie verankert ist und zu einem weiter aufstrebenden Gebiet zählt. Der SPP stellte dabei eine weltweit sichtbare und treibende Kraft dar. Zum einen gab es umfängliche Erkenntniszugewinne in den einzelnen Projekten, die von der Signifikanz phänotypischer Heterogenität, über deren Entstehung und evolutionäre Entwicklung bis hin zur Identifizierung und Charakterisierung von molekularen Schaltern reichte. Des Weiteren verschafften die durch den SPP organisierten hochkarätigen internationalen Konferenzen nicht nur dessen weltweite Anerkennung, sondern versammelten internationale Spitzenforscher/-innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen zu einem intensiven und fokussierten Ideenaustausch. Dieser SPP hat enorm zur Vernetzung von Wissenschaftler/innen aus den Bereichen Biologie, Physik, Biotechnologie, Chemie und Mathematik beigetragen. Gemeinsam sind neue Konzepte, Technologien und Modelle entstanden, die nur in interdisziplinärer Zusammenarbeit entwickelt werden konnten. Die Herausforderung zu Beginn bestand darin, eine gemeinsame „Sprache“ zu finden. Insbesondere die beiden internationalen Konferenzen zeigen eindrucksvoll, wie ausgezeichnet dieses Konzept umgesetzt wurde und welche Synergien dadurch entstanden sind. Darüber hinaus haben die jährlichen Symposien, die Workshops sowie die Laboraustausche die Vernetzung und den Austausch von Nachwuchswissenschaftler/-innen enorm unterstützt, was für ihre weitere wissenschaftliche Karriere prägend sein wird. Es erfolgten 17 Berufungen von Wissenschaftler/-innen des SPPs auf Professuren bzw. permanente Projektstellen. Schließlich hat der SPP einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft geleistet, was nicht nur an der hohen Beteiligung von weiblichen Projektleitern, sondern auch an dem hohen Anteil an Gastsprecherinnen ablesbar ist.