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Gesundheitliche Auswirkung des urbanen Nutzwasserzugangs in Tibet Health impact of water access in urban Tibet

Fachliche Zuordnung Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 198616412
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Diese interdisziplinäre Studie der politischen Ökologie von Wasserressourcen angesichts rapider Verstädterung, Wassermangel und Klimawandel hat die Hypothese, dass die Visualisierung des Werts von Zugang zu sicherem Trinkwasser bei Entscheidungsträgern eine höhere Bereitschaft in Wasserinfrastruktur zu investieren hervorrufen sollte. Das Ziel der Studie ist, neues Wissen über die Verknüpfungen von Wasser, Gesundheit und städtischem Wachstum zu generieren und Wege vorzuschlagen, wie dieses in städtebauliche Prozesse aufgenommen werden könnte. Die Fallstudie Stadt Leh in Ladakh, Indien, ist in einer semi-ariden sehr hoch gelegenen Region in den Himalayas. Ladakh ist Tibet sehr ähnlich in Kultur, Ökologie und Geografie. Es wurden GIS-Kartierung und Befragungen durchgeführt, mit den folgenden Ergebnissen: Die lokale Regierung, Ladakh Autonomous Hill Development Council (LAHDC), stellt ca. 3-4 Millionen Liter täglich (MLD) Frischwasser an Leh bereit, wovon 80 % vom Grundwasser extrahiert werden, wobei der Grundwasserspiegel möglicherweise Klimawandel-bedingt fluktuiert, was sehr Energie-intensiv ist. Des Weiteren besitzen 60 % der 360 Hotels und Guesthouses (H/GH) in Leh einen privaten Borewell und extrahieren ca. 1-2 MLD Grundwasser. Abwasser aus den H/GH wird momentan mittels Klär- und Sickergruben gesammelt, diese werden jedoch nicht richtig gewartet, so dass eine Verschmutzung des Grundwassers durch Versickerung angenommen wird. Außerdem fallen ca. 1 MLD Abwasser täglich in der Touristen Hauptsaison an, eine Ressource die momentan nicht genutzt wird. Momentan plant das LAHDC die Implementierung eines zentralen Abwassersystems, das die Extrahierung von doppelt so viel Frischwasser benötigen wird und kann nicht unbedingt Gesundheitsrisiken durch Abwasserversickerung verhindern. Eine Auswertung von staatlichen Gesundheitsdaten ergab dass ca. 10 % der Bevölkerung sowie 10 % der unter 5-jährigen von akuter Diarrhö betroffen sind, mit möglicher Verbindung zu Wasserverschmutzung. 40 % der Haushalte berichten im Sommer von Diarrhö betroffen zu sein, und 30 % denken dass Klär- und Sickergruben Grundwasserverschmutzung verursachen. Während 99 % der Touristen es bevorzugen, eine Spültoilette zu benutzen verwenden im Sommer 70 % und im Winter 91 % der lokalen Bevölkerung weiterhin das traditionelle Ladakhi Dry Toilet das kein Wasser verbraucht. 90 % der H/GH stehen in Stadtteilen Leh’s mit viel landwirtschaftlicher Fläche, so dass in der letzten Dekade 10 % dieser Flächen verbaut und 30 % landwirtschaftliche Flächen brach liegen in den Stadtteilen die am schnellsten verstädtern. Interesse von H/GH Besitzern an Abwasserrecycling- Pilot Projekten ist überraschend hoch. Im März 2014 wurde in einer Policy Recommendation an LAHDC ein alternatives Szenario für die zukünftige Entwicklung von Leh empfohlen, in dem dezentrale Abwasseraufbereitung und –Wiederverwertung zur Regeneration brachliegender landwirtschaftlicher Flächen, Konservierung von Wasser und Energie, Potenzial für erneuerbare Energien, und Gesundheitsrisikoreduktion u.a. hervorgehoben wurden. Somit ist das Projekt sehr zeitgemäß. Als Follow-Up wäre eine eingehende Pilot Studie des alternativen Systems denkbar, die auch von Entscheidungsträgern als hoch relevant angesehen ist und gute Chancen für Policy Impact hat.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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