Detailseite
Projekt Druckansicht

Technologischer und Organisatorischer Wandel, Tarifgebundenheit und internationaler Handel

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 197532104
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte folgende Kernfragen: Führt der durch verstärkten internationalen Handel gestiegene Konkurrenzdruck auf inländische Produkte dazu, dass deutsche Firmen vermehrt neue Produkte auf den Markt bringen? Erhöht dieser Konkurrenzdruck gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass eine Firma aus dem Arbeitgeberverband austritt und somit ihre Arbeitnehmer auch unterhalb des Tariflohnes entlohnen kann? Und allgemein: Warum gehört die deutsche Volkswirtschaft momentan zu einer der erfolgreichsten Volkswirtschaften der Welt, obgleich doch Deutschland vor nur zehn Jahren als „der kranke Mann Europas“ bezeichnet wurde? Welche Rolle spielt hier die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, insbesondere die Dezentralisierung oder Lokalisierung der Lohnfindung, unter anderem hervorgerufen durch die Tarifflucht der Firmen? Die Durchführung unseres Projekts erfolgte im Wesentlichen in drei Phasen. In der ersten Phase wurde, wie geplant, ein theoretisches Modell entwickelt, das die Innovationstätigkeit und Tarifbindung von Firmen als endogene Größen modelliert. Im Rahmen eines Modells mit heterogenen Firmen zeigen wir, dass anfänglich die eher produktiveren Firmen innovativ und tarifgebunden sind und dass steigende Konkurrenz, hervorgerufen durch den Anstieg von Importen aus China, dazu führt, dass Firmen am unteren Rand der Produktivitätsverteilung in Konkurs gehen, mittel produktive Firmen aus der Tarifbindung aussteigen und Firmen am oberen Rand der Produktivitätsverteilung innovativ werden. In der zweiten Phase des Projektes haben wir die Implikationen unseres theoretischen Modells anhand relevanter ökonometrischer Methoden empirisch analysiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Firmen in Industrien mit gestiegener Importkonkurrenz aus China mit größerer Wahrscheinlichkeit innovativ werden, aus der Tarifbindung aussteigen oder in Konkurs gehen als Firmen in Industrien mit einem weniger starken Anstieg der chinesischen Konkurrenz. Unsere Ergebnisse zeigen somit zum ersten Mal einen direkten Zusammenhang zwischen internationalem Handel und dem Rückgang der Tarifbindung in Deutschland und tragen daher einen wichtigen Bestandteil zur bestehenden wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Debatte bei. Darüber hinaus haben wir uns in einer dritten Phase des Projektes grundsätzlich mit dem jüngsten Erfolg der deutschen Volkswirtschaft beschäftigt, der umso erstaunlicher ist, da Deutschland vor nur zehn Jahren noch als „der kranke Mann Europas“ bezeichnet wurde. Unsere Kernthese ist, dass die besonderen Institutionen des deutschen Arbeitsmarktes, insbesondere die Organisation der kollektiven Lohnverhandlungen, eine zunehmende Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ermöglichten. Dieses führte nicht nur zu einem Anstieg der Lohnungleichheit, vor allem am unteren Ende der Lohnverteilung, sondern auch zu einem Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen. Die seit 2004 eingeführten sogenannten Hartz-Reformen spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung