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Die Wohlfahrtsstaaten in Osteuropa nach der Krise von 2008: Zukunftsfähig oder Auslaufmodelle?

Antragsteller Dr. Jan Drahokoupil
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2011 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 194791849
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt konzentrierte sich auf Schlüsselmerkmale unterschiedlicher Formen des Kapitalismus in Osteuropa: die Unterschiede in den sozialen Sicherungssystemen und deren politische und ökonomische Determinanten. Insbesondere ging es um die Anpassungen des Wohlfahrtsstaates an die Folgen der Krise von 2008. Die wichtigste Frage dieser Studie lautete: Wie haben die Wohlfahrtsregimes in Osteuropa auf die Wirtschaftskrise seit 2008 reagiert und was sind die Erklärungen für die Variationen wohlfahrtsstaatlicher Anpassungen? Das Projekt nutzte ein Mehrebenen-Forschungsdesign; zu den Bausteinen gehörten ein qualitativer Vergleich der Reformprozesse in verschiedenen Ländern auf der Makroebene, eine quantitative Analyse der öffentlichen Meinung zu den Reformen und vergleichende Fallstudien auf Unternehmensebene. Das Forschungsdesign reflektiert damit einen weiten Begriff von Wohlfahrtsregime. Besondere Aufmerksamkeit galt zentralen Aspekten der osteuropäischen sozialen Sicherungssysteme: der Alterssicherung, der Umverteilung durch Einkommensteuer, dem Arbeitsrecht und den Arbeitsgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen auf Unternehmensebene. Die Auswirkungen der Krise waren vielfältig. Die Transformationsländer haben also sich weder einem der etablierten europäischen Modelle angenähert noch haben sie ein davon abweichendes, einheitliches Modell von „postkommunistischem Kapitalismus“ entwickelt. Nach der Krise von 2008 prägten wieder eher konventionelle wohlfahrtsstaatliche Reformen die Entwicklung, im Gegensatz zu den grundlegenden Änderungen in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Die Wirtschafts- und Finanzkrise der späten 2000er- und 2010er-Jahre hat also jenes Entwicklungsmodell infrage gestellt, das auf Marktmechanismen und die Privatisierung des Wohlfahrtstaats, auf den Rückzug des Staates und die Einschränkung seiner Umverteilungsfunktion setzt. Die gesamtwirtschaftlichen Krisenphänomene, die Anpassungen der Reformen auslösten, erwiesen sich als der wichtigste wirtschaftliche Einfluss auf die Entwicklung der Wohlfahrtsregimes in der Region. Die Unterschiede in den Reformergebnissen ließen sich zurückführen auf das Zusammenspiel von politischen Systemen, Druck internationaler Institutionen, Struktur des Parteienwettbewerbs, öffentlicher Meinung und sozialem Lernen der Entscheidungsträger. Die unterschiedlichen Produktionssysteme einzelner Länder waren zwar auf der Unternehmensebene wichtig, aber die zuvor genannten Rahmenbedingungen erwiesen sich doch als wichtiger. Die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen auf nationaler Ebene spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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