Christliche Auseinandersetzung mit dem Islam: Der Traktat De gladio divini spiritus des Johannes von Segovia (1453/58), Edition, Übersetzung, Einleitung und Erläuterungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Ziel, die schon recht weit vorangeschrittene Edition mitsamt Übersetzung dieses wichtigen Quellentextes für die Auseinandersetzung des lateinischen Westens mit dem Islam zum Abschluss zu bringen, konnte fristgerecht eingelöst werden. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden wie geplant mit Hilfe von zwei sehr wertvollen studentischen Mitarbeitern in Angriff genommen und konnte bis zum gesteckten Abgabetermin 15. August 2012 abgeschlossen werden. Als besonders gewinnbringend erwiesen sich: - eine Bibliotheksreise nach Sevilla vom 18.-24.6.2011 zur Durchsicht der Handschrift, - der intensive Kontakt mit dem italienischen Forscher und Editor Dr. Davide Scotto, der zur gleichen Zeit den auch für meine Arbeit sehr wichtigen Briefwechsels des Johannes von Segovia bearbeitete und zum Abschluss brachte, - die enge Zusammenarbeit mit den Bibliothekaren in Salamanca und Basel, durch die weitere handschriftliche Zeugen des edierten Textes entdeckt oder identifiziert werden konnten, - der ungezwungene Email-Verkehr mit weiteren Spezialisten zu dieser Thematik vor allem in Spanien und den USA, - zwei Seminare des Antragsstellers im WS 2011/12 und SS 2012 an der Universität Freiburg zu Themen, die der Edition nahe standen. Auch dadurch ergaben sich manchmal für die Edition oder die Übersetzung wichtige und hilfreiche Einsichten, - die Arbeit mit dem professionellen Editionsprogramm Classical Text Editor, durch die auch eine Edition mit Übersetzung und drei Apparaten und sechs Arten von Indizes zwar nicht mühe-, aber doch problemlos bewältigt werden konnte. Die Erstellung der Apparate, des Sachkommentars und der Anmerkungen zeigte sich aber als weit aufwendiger als erwartet, da sich durch die Vertiefung in die Materie immer neue Einsichten boten. Insbesondere die Fragen nach den von Segovia benutzten Quellen erwies sich einerseits als sehr schwierig, konnte aber in vielen Punkten weit und deutlich über den bisherigen Forschungsstand hinaus vorangebracht werden. Außerdem wurden gerade in der Endphase mehr Korrekturgänge als in der Planung vorgesehen durchgeführt, da die riesige Textmasse immer neue Fehlerquellen entstehen ließ, denen begegnet werden musste. Insgesamt neue Einsichten und im Weiteren nachzugehende Fragen zeigten sich hinsichtlich der Rolle des Konzils von Basel für die Beschäftigung des 15. Jahrhunderts mit dem Islam. Besonders die Rolle von Johannes von Ragusa, auf den Johannes von Segovia verweist, scheint hier noch aus dem Dunkel der Geschichte gehoben werden zu müssen. Hieran gedenke ich weiterzuarbeiten, ebenso wie an einer Aktualisierung der Gedanken des Johannes von Segovia für das heutige christlich-muslimische Gespräch. Als Folgeprojekt läuft zur Zeit eine von Studenten erstellte Edition der Errores legis Mahumeti des Johannes von Segovia, die von Frau PD Dr. Lenka Jirouškova und mir betreut wird und 2013 erscheinen soll. Eine Edition seiner Allegationes ist als Gemeinschaftsprojekt von Hr. Dr. Scotto und mir geplant, ebenso sind mit ihm Vorüberlegungen zu einem Symposion über Johannes von Segovia gemacht worden. Seit Erscheinen der Edition gibt es zahlreiche Anfragen internationaler Spezialisten zum Text. Zudem wurde ich zu einem Workshop des Käte Hamburger Kollegs „Dynamiken der Religionsgeschichte“ eingeladen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Johannes von Segovia: De gladio divini spiritus in corda mittendo Sarracenorum. Edition und deutsche Übersetzung, Einleitung und Erläuterungen von Ulli Roth [Corpus Islamo-Christianum. Series latina 7], Wiesbaden 2012, CXIII und 945 Seiten, ISBN 978-3-447-06747-8.
Ulli Roth