Detailseite
Projekt Druckansicht

Soziale Projektion als motivationaler Prozess zur Reduktion sozialer Distanz

Antragstellerin Dr. Maya Machunsky
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193768444
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit dem Projekt wurde eine neue Konzeptualisierung sozialer Projektion verfolgt. Im Gegensatz zu der derzeit vorherrschenden Vorstellung bzgl. des sozialen Projektionsprozesses, wurde hier die Hypothese untersucht, dass soziale Projektion einen motivational bedingten Annährungsprozess darstellt. In diesem Sinne wird soziale Projektion genutzt um soziale Distanz zu variieren, wobei bei einer erhöhten Annährungsmotivation mittels sozialer Projektion mehr Ähnlichkeit und bei einer erhöhten Vermeidungsmotivation weniger Ähnlichkeit hergestellt wird. Daraus wurde die Hypothese abgeleitet, dass soziale Projektion für positive Zielpersonen und –gruppen verstärkt auftreten sollte, wohingegen für negative Zielpersonen und –gruppen Kontrasteffekte erwartet wurden. Diese Hypothese konnte durch eine Reihe von Experimenten gestützt werden. Die zweite Hypothese, dass unter einer erhöhten Annährungsmotivation ein stärkeres Ausmaß sozialer Projektion zu beobachten ist, muss differenzierter beantwortet werden. Zunächst wurde die Annährungsmotivation, wie im Antrag dargestellt, mittels Bedrohung durch soziale Exklusion manipuliert. Dabei zeigten sich nicht immer konsistente Ergebnisse. Teilweise traten Moderationen des Effekts durch Geschlecht und/oder Valenz auf, die auch im Antrag als Hypothesen formuliert worden waren. Ein vollständig konsistentes Muster hinsichtlich der Moderationseffekte mag allerdings aufgrund der Heterogenität des Materials auch nicht zu erwarten sein. Teilweise waren jedoch auch keine signifikanten Effekte zu beobachten. Letzteres kann auch auf den Einsatz neuerer hierarchischer Modelle mit kreuzklassifizierten Clustern, die eine bessere Alphafehler-Kontrolle erlauben, zurückgeführt werden (bspw. waren Effekte mit nur einem Cluster signifikant, mit kreuzklassifizierten Clustern für Items und Probanden aber nicht mehr). Ebenfalls nicht vollständig konsistente Effekte zeigte die Manipulation von Affiliation durch nicht-soziale Bedrohung. Neben der Verwendung unterschiedlichen Materials und verschiedener statistischer Analysemethoden kann auch auf einem theoretischen Niveau argumentiert werden, dass der Umgang mit Bedrohung sehr spezifisch von der Art der Bedrohung sowie verschiedenen Kontextfaktoren abhängig ist. Erfolgsversprechender scheint aus diesem Grund eine direktere Manipulation von Affiliationsmotivation, wie beispielsweise durch die Präsentation von Filmausschnitten. Hier zeigte sich der erwartete Effekt. Entsprechend der genannten Schwierigkeiten bei der Etablierung des angenommen Effekts ergaben sich Abweichungen vom beantragten Arbeitsprogramm. Die zusätzlichen Hypothesen bzgl. eines Geschlechtseffekts und einer Moderation durch die Valenz der Zielperson in Folge einer Bedrohung konnten partiell bestätigt werden. Insgesamt und in Übereinstimmung mit neueren Forschungsergebnissen aus dem Bereich interindividueller Differenzen legen die im Rahmen des Projekts durchgeführten Ergebnisse nahe, dass eine rein kognitive Sichtweise auf das Phänomen soziale Projektion nicht ausreichend ist. Der Versuch, das Phänomen sozialer Projektion bzw. die Wahrnehmung von Ähnlichkeit auf den Gedächtnisbereich auszudehnen, war nicht erfolgreich. Entgegen der Annahmen, waren die Probanden signifikant weniger geneigt, Ähnlichkeiten zwischen sich und anderen zu „erinnern“. Die Bedeutung dieser Befunde soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung