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Ladungsträgerdynamik schwerer Fermionen an Quantenphasenübergängen

Antragsteller Dr. Marc Scheffler
Fachliche Zuordnung Experimentelle Physik der kondensierten Materie
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190719994
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Quantenkritikalität in Schwere-Fermionen-Metallen ist ein Paradebeispiel dafür, wie Wechselwirkungen zwischen Elektronen zu neuen Materialeigenschaften führen können, die mit konventionellen Theorien, etwa im Falle von Metallen insbesondere Landaus Theorie der Fermi-Flüssigkeiten, nicht erklärt werden können. Eine ganze Reihe quantenkritischer Schwere-Fermionen-Materialien wurde bereits intensiv mit thermodynamischen, magnetischen und Transportuntersuchungen charakterisiert, aber die Dynamik dieser ungewöhnlichen Ladungsträger konnte bisher kaum im Kontext von Quantenkritikalität diskutiert werden, da entsprechende „optische“ Experimente extrem niedrige Frequenzen und Temperaturen erfordern, die mit konventionellen Spektrometern nicht erreichbar sind. Deshalb haben wir in diesem Projekt eine neue Messmethode entwickelt, die elektrodynamische Untersuchungen an metallischen Einkristallen bei Temperaturen unterhalb von 1 K und bei entsprechend niedrigen Frequenzen (GHz-Bereich) ermöglicht. Konkret nutzen wir dabei supraleitende Streifenleitungsresonatoren, die wir bei einer Grundfrequenz von ca. 1 GHz und bei zahlreichen höheren Harmonischen betreiben, so dass wir bei einer einzigen Messung sowohl die für supraleitende Resonatoren typische gute Empfindlichkeit als auch mehrere Frequenzen gleichzeitig nutzen können. Über die Untersuchung metallischer schwerer Fermionen hinaus haben wir diese neue Messmethode auch für zuvor experimentell nicht mögliche Studien an Supraleitern mit sehr niedrigen Sprungtemperaturen einsetzen können, etwa dem konventionellen BCS-Supraleiter Titan, dem Schwere-Fermionen-Supraleiter CeCu2Si2 und an Nb-dotiertem SrTiO3. Als Beispiel für ein Schwere-Fermionen-Material, das Fermi-Flüssigkeits-Verhalten aufweist und als Referenz für verwandtes quantenkritisches Verhalten dient, haben wir die Mikrowelleneigenschaften von CeCu6 untersucht. Überraschenderweise zeigte der Oberflächenwiderstand hier eine Frequenzabhängigkeit, wie man sie für ein konventionelles Metall im anomalen Skin-Effekt erwartet, die wir hier aber als Anzeichen für eine durch elektronische Wechselwirkungen verursachte frequenzabhängige Streurate interpretieren. Für YbRh2Si2, das bei mK-Temperaturen ein charakteristisches Phasendiagramm als Funktion von Magnetfeld und Temperatur mit einem quantenkritischen Punkt aufweist, konnten wir im Mikrowellenverhalten teils überraschend starke Signaturen der Phasenübergänge nachweisen. Leider ist es uns bei diesen Messungen an CeCu6 und YbRh2Si2 bisher nicht gelungen, aus den gemessenen Mikrowellendaten Absolutwerte für die optische Leitfähigkeit der Probe zu bestimmen. Grund hierfür ist ein grundlegendes messtechnisches Problem, das in vielen Resonatormessungen auftritt. Um die Elektrodynamik quantenkritischer Metalle auch bei etwas höheren Frequenzen zu untersuchen, haben wir THz-Transmissionsmessungen an Dünnfilmen des Schwere-Fermionen-Systems CeCoIn5 sowie an Sr1-xCaxRuO3 durchgeführt. Dank exzellenter Probenqualität konnten wir hierbei für CeCoIn5 und CaRuO3 aus den THz-Daten die Streurate und die effektive Masse als Funktion von Frequenz und Temperatur extrahieren und damit den Einfluss von Quantenkritikalität für die optischen Eigenschaften charakterisieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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